Wenn ich nun ein „Olé, Olé, Olé, Eviva Lokalmatador“
anstimme und mir im Geiste das Zehnte Bier zu Gute führe um mit den Kumpels nur
ja den Abend nicht ausklingen zu lassen, fasst das die euphorische Stimmung an
den Tagen nach dem Konzertabend eigentlich ganz gut zusammen. Wobei es dem
Abend selbst absolut nicht gerecht wird. Dass es beim Lindenpunk Festival was Schönes
zu hören gab, erfuhr ich erst kurz davor von Herrn Kuttner, der mir die dabei
aufspielenden GAGGERS aus London ans Herz legte. 77style Punkrock der klassischen
Londoner Schule – das machte mich neugierig. Erst beim Googlen fiel mir auf,
dass an den Abend DIE LOKALMATADORE Headliner sein sollten. Und, mei, wie lange
hatte ich die nicht mehr gesehen??? Bewusst irgendwann 1995 in Darmstadt. Danach
(eher halb bewusst-los??) glaub nochmal auf einem PUNK and DISORDERLY
Festival? Doch selbst das war schon eine kleine Ewigkeit her. Also hoch den
Arsch und hin zum Geschehen. Zum Glück hatte sich Mark aus der großen Stadt in
die Provinz gewagt um gemeinsam zum Orte des Geschehens zu gelangen. Und beim
Hinweg war ich doch schon etwas enttäuscht. Zuschauermassen waren es nicht
gerade die dort von der S-Bahn hin zum mir unbekannten Ort des Geschehens
tröpfelten.
Beim Eintreffen dann die Erkenntnis, dass der recht
geräumige Konzertsaal tatsächlich nur zu einem (maximal) Drittel gefüllt war.
Und dass die Band von der Herr K. mich zu begeistern versucht hatte bereits auf
der Bühne stand. (Zu den als ersten spielenden DÖNERPUNKS kann ich somit gar
nichts sagen, da wir diese völlig verpasst hatten.) Und tatsächlich, die GAGGERs
machten recht guten Punkrock, der nicht nur musikalisch, sondern auch optisch
deutlich im rotzigen frühen Punk verwurzelt war. Deutliche PISTOLs Einflüsse
durften da nicht fehlen. Und optisch hatten natürlich auch die Späten
Neunziger/ zweitausenden ihre Spuren hinterlassen. Aber doch: Genau die
richtige Schiene zwischen 77 und Neuzeit, die Klasse nölig rüberkommt! Mir
gefiels, doch der Publikumsandrang war vor der Theke und im Raucherzelt
wesentlich geballter als vor der Bühne…
Als dann jedoch COR (waren sie zweite
oder dritte Band des Abends?) die gelobten Bretter enterten, waren meine
Begleitung und ich nur im Raucherzelt zu finden. Die Rügener (?) hatten wir
bereits beide des Öfteren in Kreuzberg erlebt, so u.a. an einem 1.Mai auf der
CORETEX Bühne. Und mit ihrem metallischen HC Geboller kann ich noch immer nicht
wirklich viel anfangen.
Eine freudige Überraschung waren jedoch CHERRY BOMB aus
Potsdam. Mit ihrem Oi Punk der deutliche COCK SPARRER Züge zeigte aber auch vor
einer Prise MOTÖRHEAD nicht zurückschreckte hatten sie uns tatsächlich schnell
gepackt. Und auch der Raum vor der Bühne war mittlerweile deutlich besser
besucht als beim Opener aus England (Wobei das allerdings glaub auch bei COR
der Fall war. Ich war also eher einer der wenigen überzeugten Kostverächter
jener Band). Da konnte man mal mithüpfen, mal Fäuste recken. Doch, sehr ähnlich
der Stimmung bei den genannten alten Briten. Und dass diese Potsdamer Band KEIN
Urgestein der hiesigen Szene ist, sondern erst eine sehr überschaubare Anzahl
von Jahren existiert hat mich beim nachträglichen Erfahren dann tatsächlich
recht erstaunt. Antesten!
Und darauf, zum Abschluß – DIE LOKALMATADORE. Gut anzusehen,
dass die Jahre wenigstens auch an diesen nicht spurlos vorbei gegangen sind–
Man möchte ja nicht der einzige sein. Doch dann war es genauso energiegeladen
wie seit jeh her. Ich gebe es zu, bei manchen Liedern konnte ich nur den Refrain
nach dem zweiten Mal hören mitsingen, denn eigentlich hatte ich sie nur über
ihre ersten 3 Alben verfolgt. Doch von diesen fanden sich ja auch massig Stücke
im Repertoire. “Happy Weekend“ (Ein Lied aus der Zeit vor dem Internet) “Fußball,
Ficken, Alkohol“, “Hans Uwe Koch“, „Ich
bin Dumm“, „El Lokalmatador“, etc. Nenn dein Lieblingslied der Lokalmatadoren,
es war sicher den Abend dabei. Perlen wie „Pippi machen, Zähne putzen, ab ins
Bett“ und weitere aus meiner Sicht neueren Stücke reihten sich auf ähnlich hohen
Niveau (Sprachlich in der Pissrinne, Stimmungsmässig ganz weit dort oben) in
den Hit Reigen ein. Der Menge Gefiels, und je nach Tempo schwang man das
Tanzbein oder schwankte Fäustchen Reckend im Takt und gröhlte mit.
Zu Ende war es dann natürlich gefühlt viel zu früh. Doch
Tage danach liefen natürlich immer wieder die LOKALMATADORE vom Band und auch
Mark erzählte, dass er El Lokalmatadore über die Folgewochen gefühlte 30 x
liefen ließ. Somit also auch wirklich was fürs Herz, diese „Assis mit Niveau“.
Kindergeburtstag???
Wie bringt man einen Samstagnachmittag am Familien
geeignetsten herum, wenn die Partnerin Schwanger und die Tochter 3 Jahre alt
ist???!!! Genau, ab zum Rasen der die Welt bedeutet. Hin zum Grün und auf auf
zur Dritten Halbzeit!!! Allerdings nicht zu dem Regionalen Verein mit den
meisten Spacken in der Fankurve, sondern lieber hin zur spielerischen Varianz.
Das La Datscha feierte (u.a.?) das Bestehen eines feinen kleinen Bolzplatzes
für Kids in Babelsberg. Und das mit auseichenden Attraktionen um alle Familienmitglieder
anzusprechen: Punk Rock und Hüpfburg!!! Und das wurde dann auch tatsächlich
zeitgleich genutzt. Denn die 3 Herren JOHNNY WOLGA nutzten die gummierte
Spielwiese um ihre Spielfreude zu zeigen (Okay, natürlich saß der Schlagzeuger
außerhalb, aber die korrektere Beschreibung : 2/3 der JOHNNY WOLGAS hüpften auf
der gummierten Spielwiese bis zur Ektase während der Drummer draußen bleiben
musste, schien mir etwas zu sehr in die
alte Schlagzeuger Witze Kerbe zu hauen. Obwohl, waren das nicht Bassisten
Witze??? Egal, weiter im Text:) Vor Publikum, dass zur Hälfte maximal das
Grundschulalter erreicht hatte (vor der Bühne) und „normalen Fans“ (einige
Schritte Sicherheitsabstand) gab es den bewährten Mix aus Klamauk und frech
quirligem Punk Rock mit satten TOY DOLLS Anleihen. Okay, eine „Reise nach Jerusalem“
Version ihrer Lieder hatte ich bis dato noch nicht erlebt, aber wenn es statt
Gummibärchen Freibier gäbe, würde sicher so mancher junger Hoffnungsträger
einer alternativen Subkultur mit ohne
oder mit Seife Frisur sicher ebenfalls mitmachen. Gleiches gilt bestimmt auch
fürs Luftballon Tanzen, … Die Kinder waren auf jeden Fall recht begeistert
dabei, und gut dass Onkel Wolga so viele Tüten Gummibärchen dabei hatte.
Schönstes Songmaterial wie „Ooree“, „The kids are still alright“ und auch der
„King of Punk“ wurden geboten, und die Zuschauermassen türmten sich vermehrt am
Bühnenrand. Und auch die „Großen“ – sogar der Mann mit der hässlichen Frisur
(hatten wir uns bei der Ansage nicht fast alle angesprochen gefühlt) – hatten
ihren Spass doch bewegten sich wesentlich zurückhaltender. Denn anders als bei alteingesessenen Rockstars
wurde aber das Stürmen der Bühne nicht verwehrt und die Hüpfburg als solche
ihrem Zweck zugeführt. So mussten die WOLGAS bei den späteren Stücken beim
Gitarren und Bassen nicht nur die eigenen Sprünge, sondern das durch hüpfende
Kinderscharen verursachte völlig unsicher gewordene Schwanken des Terrains,
auffangen. Respekt das da trotzdem nichts daneben ging und der Punkrock mit
viel Stimmung und spaßiger Anarchie durchgezogen wurde!
Meine Tochter sagt mir ja meist nach dem abendlichen Vorlesen
einer Gute Nacht Geschichte „Das hat mir so gut gefallen, dass ich gleich noch
eine hören möchte“. Mir ging es mit JOHNNY WOLGA ähnlich und ich hab nicht nur
ihre LP, sondern gleich zwei Leibchen mit ihrem Konterfei nach Hause getragen…
Trotzdem das ARCHIV sicher einer der wenigen Orte in Potsdam ist, die regelmässig mit Konzerten locken, war ich tatsächlich an diesem Abend erst das zweite Mal dort. Aber diesmal gab es tatsächlich keine Ausrede das Konzert zu verpassen. Schliesslich wollte ich schon lange mal die THE NOT AMUSED live erleben. Bisher hatte es ja nur zu einem „gerade verpasst“ (siehe Review ihrer 1. MLP) gereicht. Und so hiess es also nichts wie hin, als sie zusammen mit JOHNNY WOLGA im ARCHIV auftreten sollten. Und wie üblich kam mir selbiges mit seinem geräumigen Konzertraum, in dem man beim Eintreten ins ARCHIV direkt steht, sowie der danebenligende Saal mit der Theke bei meiner Ankunft doch wieder ziemlich gross und leer vor. Wo mögern sich nur all die Leute verstecken, die normalerweise bei Beginn der ersten Band plötzlich vor der Bühne auftauchen???? Erst an diesem Abend wurde mir klar, dass auch hier noch ein Kneipenraum zu finden ist. Da die Tür zu selbigem eher unscheinbar ist, mag man mir das Unwissen verzeihen. Klar war somit aber, dass all die Leute die plötzlich mit Beginn der ersten Band des Abends vor der Bühne standen, nicht etwa alle gerade mit der gleichen S-Bahn angereist waren, sondern wohl schon im Vorraus mit (oder ohne) den Bands in der Kneipe gefeiert hatten. Zu meiner Überraschung machten dann THE NOT AMUSED den Anfang. Irgendwie hatte ich doch erwartet, dass diese mich auf Platte doch recht begeisternde Band den zweiten Teil des Abends bestreiten würden. Doch wie sie nun live klangen??? „this is the new MOVEMENT“ ging mir bei ihrem Opener „Unemployed“ erst mal durch den Kopf. Denn wie bei diesen klangen die The JAM hier heftigst durch, und diese Lied passt ja vom Titel her gleichermaßen recht gut zu The MOVEMENT. Wobei die THE NOT AMUSED aber doch in diesem Stück das Thema eher humorvoll angehen.
Und dann ging es eigentlich nur zielstrebig weiter die MOD & 77Punk trifft Powerpop Skala hinauf. Feiner 77er style Punkrock mit Melodie und dargeboten von Herren und einer Dame „dressed in style“. Doch, hier passte alles zusammen. Cooler Sound der klassischen up and down Punkrock mit viel Melodien (Ooops, also doch Powerpop) und Style (MOD) verschmolz. Recht cool vorgetragen – wann ziehen Menschen in stylishen Anzügen UND alle recht souverän rocken auch mal nicht???
Doch, die Mischung aus Optik und Sound machte aus dem sehr guten Eindruck der Punkrock Spielart dieser Band ein grandioses Live Erlebnis. Dem werden sicher u-a- auch die Herren im Publikum zustimmen, die Pausen zwischen den Stücken gerne mal mit „We are Mods, we are Mods“ Rufen, füllten. ( Und die Rufe zusammen mit dem Anblick der Band auf der Bühne weckte in mir glatt die Erinnerung, dass ich ja längst mal wieder den Film QUADROPHENIA sehen wollte...) Doch: Top! So durfte der Abend wegen mir gerne weitergehen.
Denn was mich bei JOHNNY WOLGA erwarten würde wusste ich tatsächlich nicht. Die Band entpuppte sich dann als Trio, dass es mit dem Dresscode nicht gar so genau nahm. Doch statt Outfit wurde hier vom Sänger lieber eine quirlige Bühnenshow geboten. Und musikalisch entpuppte sich das Ganze als großartige Gute Laune Punk Rock Mischung im Stile der TOY DOLLS. Quietschig fröhlich wurde schamlos durch die gute Punk und Oi Kiste gecovert. Wer sowohl COCK SPARRER als auch Die KASSIERER im Stile der überdrehten TOY DOLLS gleich mehrfach am Abend covert macht einfach Spaß!!!! Ganz oben auf der Überdrehtheitsskala! Diese geballte Ladung von verschmitzten Oouuuhs, Weeeeehs und Ouuhhhhs bei den Chören, das glückliche Händchen bei all den Coverversionen und der nicht nur frech quäkende sondern auch feixend agierende Sänger haben mich begeistert! Ein Abend mit voller Punktzahl also. Somit hatte ich den Abend gleich zwei Bands erstmals live erlebt, die ich garantiert nochmal wiedersehen will!
Als ich die PEACOCKS 1991 das erste Mal in Tübingen im Epple Haus sah, hatte mich die Band tatsächlich gleich gefangen und dieser coole Punk-A-Billy einfach weggeblasen. Und natürlich wurde sofort das feil gebotene Album „In without knockin'“ mitgenommen, von dem ich noch über Ewigkeiten dachte, es wäre der erste Langplayer dieser Band. Dabei handelte es sich bei der Band jedoch eigentlich bereits zu dieser Zeit schon um eine recht gestandene Truppe. Da hatte mich wohl verwirrt, dass mich das ganze Album begeistern konnte, was ja oft eher beim Erstling der Fall ist. Wie auch immer. Groß war darauf meine Freude, da ich kurz darauf nach Leicester, England gezogen war, als ich feststellte, dass in dem Jahr auch die PEACOCKS im besten Live Club der Stadt namens „The Charlotte“ aufspielten. Da gab es für mich natürlich kein halten. Wobei die Verlockung auch mal wieder ein paar deutsche (naja...schwyzerdütsch) Worte zu wechseln tatsächlich auch noch nicht unwesentlich zum Entschluss beitrugen. Und bereut hatte ich das wahrlich nicht! An das geniale Intro aus einer wahrlich sinsistren Version (Punk-A-Billy meets Goth/Doom Metal) von „You're no better“ erinnere ich mich noch immer begeistert. Und wurde über den Rest des Konzerts natürlich ebenfalls nicht enttäuscht. Und, ja, ich konnte mal wieder ein paar Worte in einer vertrauteren Sprache wechseln. Das „The Charlotte“, in dem ich jede Menge gute Bands wie u.a. The METEORS, SHAM 69, CHUMBAWAMBA, G.B.H. Gesehen hatte, gibt es seit letztem Jahr – wie ich grad beim googlen feststellte – nicht mehr. Auch wenn ich Leicester 2003 wieder verließ, kann ich diesem Nachruf dazu nur zustimmen. Das Konzert im „The Charlotte“ war nun über eine kleine Ewigkeit das letzte Mal, dass ich die PECOCKS live erlebt hatte. Selbst ihre nach der 2003 erschienenen EP „Turn off the light“ veröffentlichten Tonträger gingen völlig unbemerkt an mir vorüber.
Doch als „The PECOCKS“ am 28.11.10 hier in Potsdam im „Club Charlotte“ spielen sollten musste ich dies Zeichen ja wohl verstehen!!! Nach dem letzten von ihnen erlebten Gig im Club „The Charlotte“ nun also die Chance sie im „Club Charlotte“ zu sehen! Also nichts wie hin zum Ort des Geschehens. Und als ich gegen 22:00 Uhr an besagtem Ort eintraf durfte ich feststellen, dass das Konzert bereits im Gange war. Das hatte ich – nachdem ich beim letzten Konzertbesuch im ARCHIV zu der Überzeugung gelangt war, dass selbst in Potsdam eher „Köpi typische“ Konzert-beginne, d.h. kurz bevor man müde unverrichteter Dinge lieber wieder nach Hause gehen will statt noch länger zu warten, geht es los – nicht erwartet. Schnell erst mal zur Bar vorgedrängt um ein Getränk zu ordern und beim dabei hören der von der Bühne drängenden Klänge erst einmal zu der Überzeugung gelangt, dass hier eine sehr ähnlich klingende Band den Opener gibt. Denn die PEACOCKS spielen doch eine Punk durchsetzte Bastard-Version des Rockabilly, die weder mit purem Rockabilly, noch mit Psychobilly verwechselt werden kann. Nach Rockabilly trifft Punk klang es zu dem Moment zwar auch. Die Portion Punkrock im Sound schien diesmal aber von NOFX oder einer ähnlichen Melodycore Band zu kommen. Das musste ja wohl eine andere Band sein!?!? Oder? Beim Vordrängen in Sichtweite zur Bühne dann die Überraschung. Tatsächlich waren da 3 Menschen auf der Bühne, von denen mir zumindest zwei doch noch vage bekannt vor kamen. Und bei den Ansagen war ein Schweizer-deutscher Zungenschlag unverkennbar. Zwar ist es schön zusehen, dass auch an anderen der Zahn der Zeit nagt. Aber... sollte mich dieser Sound überzeugen??? Über die nächsten Lieder wurde ich dann aber wieder mehr und mehr mit der Band versöhnt. Nachdem ein Block eher melodisch harmloserer Varianten ihres Sounds überstanden waren, kamen mehr und mehr ältere Stücke zum Zuge. Und dabei wurde der Klang dann auch wieder gewohnt kantiger, und die zu melodiös harmlosen Lieder aus dem Block davor von mir fast wieder völlig verdrängt. Und auch ich wippte bald schon fröhlich vor mich hin. Doch halt. Das waren ja gar nicht nur alte Stücke die mir da gefielen. Auch einiges vom neuen Material hatte tatsächlich den Biss, den Songs wie „(Top of my) shitlist“, „Don't ask the kids“ oder „ I Don't Like No One“ versprühten und beispielsweise neue Stücke wie “After all“ oder „Lean on me“ konnten ebenfalls überzeugen. Und somit war ich nach etwa 1 ½ h erlebten PEACOCKS live mal wieder höchst glücklich und begeistert von diesem Trio und erstand versöhnt auch ihren neuesten Tonträger. After all - Cool Shit!!
Damals wusste ich es noch nicht, doch das sollte ja für längere Zeit mein letzter Punkrock Gig gewesen sein. Doch auch ohne „Oh Nein, bald kommt Entzug“ Gefühl liess sich der Abend herrlich genießen.
Beim eintreffen im CORTINA BOB durfte ich, trotzdem der noch nicht gerade überfüllt war, bald in Form von Herrn SEDLMEIR ein bekanntes Gesicht erspähen, und dem Beginn eines Abends voller Schabernack und guter Musik stand somit nichts mehr im Wege. Als sein Bekannter auf Sedelmeiers Vorstellung meinereiner in Form von „Das ist Arvind vom Pinhead Fanzine“ mit „Na das ist aber schon lange her“ konterte war klar dass es ein guter Abend werden musste. Da kannte jemand noch mein olles Print-Fanzine, dass ja tatsächlich Anno '96 eher einfach verschwand denn je ordentlich zu Grabe getragen wurde. Der Herr entpuppte sich als etwa gleich alter „alter Fanziner Hase“, der u.U. gar mal mein Heft ertauscht hatte. So holt einen die Vergangenheit doch immer wieder ein! Dementsprechend verging die Zeit flott, und erst fast unbemerkt von mir, hatte sich der Laden tatsächlich soweit gefüllt, das dem Start des musikalischen Teils nichts mehr im Wege stand.
Gut gefüllt wäre gelogen, denn vor der Bühne sollten immer nur so ca 20 Leut, die einen guten Teil der im CORTINA BOB Anwesenden ausmachten, stehen. Doch in den Laden fühlt sich das ja zum Glück bereits ganz gut an. Denn, die Bands waren beide tatsächlich so gut, dass man sie auch gerne mit anderen - und das auch noch viel mehr als nur den paar besuchern vor Ort - teilt. Die Berliner GRUBBY THINGS habe ich über ca. 8 Jahre verteilt nun etwa zum vierten Mal erlebt. Und jedes Mal bläst mich Sängerin Elvan einfach weg. Unglaublich, dass dieses wüste Geröhre, bei dem mir jedes mal der Vergleich „Frau Lemmy“ durchs Hinterstübchen schwebt, aus dieser zierlichen Frau kommt! Die markante Reibeisenstimme ergibt sich angeblich ja nicht von etwaigen exzessiven Whisky Konsum, aber wer weiß, ob sie mir da auf meine Frage hinterher dann mit ihrer Erklärung nicht doch einen Bären aufgebunden hat. Egal. Geboten wurde garagiger schneller „Punkrock trifft Motörhead“ von einer Band, deren Sängerin nicht nur auf Grund der Diskrepanz von Stimmvolumen und Körpergröße, sondern auch durch begeistertes Agieren auf der Bühne verdammt viel Bühnenpräsenz rüber bringt. Große (finster böse) Klasse! Ihre Band selbst war z.T. nicht ganz so glücklich mit dem eher laschen und ja nun nicht gar zu zahlreichen Publikum, doch das hinderte Elvan nicht weiterhin voll Elan auf der Bühne zu agieren, und somit schien es (hoffentlich) nicht nur vom Zuschauerraum aus ein gelungener Gig!
Die im folgenden spielenden GEE STRINGS hatte ich dann tatsächlich noch nie gesehen, und nur zu undankbarer Zeit gehört. HIGH SOCIETY hatte mir seinerzeit (1994?, 1995??) ihre Debüt CD zum Reviewen geschickt. Doch da damals galt, dass ich mir begeistert selbst Vinyl kaufte, und andererseits viel zu viel Review Material bekam, was die wirkliche Würdigung einzelner Platten nicht gerade erleichterte, hatte sich bei mir nur eingeprägt, dass die Band wohl „ganz gut“ war. Ihre CD konnte nach vollbrachter Review Schreibung aber der ganzen auch in Massen herausragenden „Konkurrenz“ keinen Widerstand leisten, und führte fortan eher ein trauriges ungehörtes Leben. Doch nachdem sie so lange Bestand hatten, musste ich die Band ja nun doch auch endlich mal selbst live antesten. Auch, da so mancher in meinem Bekanntenkreis begeistert von ihnen schwärmte. Eine Einschätzung die sicher auch von anderen geteilt wurde, da bei den GEE STRINGS tatsächlich ein paar Leut mehr vor der Bühne standen. Wobei der CORTINA BOB, sicher wegen der allgegenwärtigen Konkurrenz in Berlin, den Abend tatsächlich wieder mal weit vom Zustand „voll“ entfernt war. Doch die GEE STRINGS?? Gleich nochmals eine Band mit Sängerin, die durchaus wusste, dass ein gutes Konzerterlebnis auch verbreiteten Spaß auf der Bühne beinhaltet. Ingi gab alles und die Band zog musikalisch mit. Mich erinnerte es immer wieder an angepissten Amipunk der Achtziger, doch erst beim „nachhören“ daheim auf dem Plattenteller (Ich hatte den Abend noch ihr empfehlenswertes „a bunch of bugs“ Album ergattert) fiel der Groschen : AVENGERS. Das war die Referenz die mir da immer wieder durchs Hinterstübchen schwirrte beim fröhlich vor der Bühne wippen aber absolut nicht einfiel. Doch, großartiges Erlebnis! Gutes Zusammenspiel der Band und eine feixende und Faxen machende Sängerin, die sich auch wie Elvi zuvor nicht von der Überschaubarkeit der Publikums“massen“ die Laune verderben ließ, sondern lieber fröhlich wüst nach vorne rockte.
Kein Wunder, dass ich den Abend beladen mit Tonträgern von beiden Bands nach Hause schwankte! Letzteres dann natürlich, da nach dem – im CORTINABOB ja immer zeitig endenden - Konzert – noch heftigst „Konzertanalyse“ und Berichterstattung an all die „Bezugsgruppen“ die es erst nach Ende der letzten Klänge von der Bühne dorthin geschafft hatten, nötig war. Doch was in dieser Zeit alles Geschah bleibt unter uns...
Ein paar Zeilen weiter unterhalb könnt ihr nochmals nachlesen, dass mich das belgische Duo MOMO LAMANA bereits kurz vor dem letzten Jahreswechsel maximal begeistert hatte. Cooler minimaler Punkrock mit finstrem Flair!
Da war es klar, dass ich sie mir bei ihrem nächstem Konzert in Berlin gleich nochmals anschauen musste. Statt fand das Konzert wieder im CORTINA BOB, der von mir auch wegen seiner „fußläufigen Erreichbarkeit“ durchaus geschätzt wird. Und natürlich hatte ich zuvor im Freundes- und Bekanntenkreis heftigst die Werbetrommel gerührt. Dummerweise tauchten die meisten die sich begeistern liessen dann allerdings erst auf, nachdem alle Bands des Abends bereits gespielt hatten. Einzig A., der wie meinereiner seit nicht gar zu langer Zeit Vater ist, und somit die Vorteile frühzeitiger Konzertbeginne zu schätzen weiß, traf mit mir zusammen recht pünktlich am Konzertort ein. Und beim Umschauen wussten wir auch schon direkt, um was für eine Band es sich wohl bei den ebenfalls angekündigten EROTIC DEVICES handeln mochte. Ich hatte mir zuvor so gar keine Gedanken um diese mir völlig unbekannte Truppe gemacht. Der Name klang einzig in meinen Ohren arg nach einer sehr jungen Band, womöglich also schrödderiger Deutschpunk?
Beim Umschauen war aber klar: Das musste ein sehr 77 inspirierter Trupp sein. Schließlich stimmten sich schon eine ganze Reihe gut gestylter Seifenköpfe an der Theke auf den Abend ein. Waren nicht auch Mitglieder der Mod Punkband The NOT AMUSED dort am Tresen? Wie auch immer. Wir zwei alten Herren konnten bestenfalls sagen, dass wir zwar vor nen paar Jahren hinsichtlich Frisur und Modischen Vorlieben hier sicher nicht aufgefallen wären, mit unseren heutigen 08/15 Haarschnitten verzogen wir uns aber doch lieber an einen eigenen Tisch und konnten uns die Zeit mit Austausch über die kürzlich begonnen drastischen Änderungen im Leben verkürzen. Tatsächlich erkannte mich dann aber der vorbeistiefelnde LaMana auch wieder, und so war ich gleich nochmal stolzer und freudig auf deren Auftritt gespannt.
Doch zuerst hieß es für EROTIC DEVICES die Bühnenbretter erklimmen. Und als ich diese Trio auf der Bühne sah, begann ich sofort folgende optische Beschreibung im Geiste zu formulieren: Stellt euch vor, Sid Vicious, Johnny Ramone und Paul Simenon (diesmal am Schlagzeug) hätten sich zusammengefunden! Denn tatsächlich erinnern diese 3 Herren doch jeweils optisch an die genannten Helden!!
Dummerweise schien es allerdings auch musikalisch öfters, als wenn diese drei Herren 3 verschiedenen Bands zugehörig wären. Denn das Timing passte nicht wirklich oft besonders gut. Und trotzdem schaffte das Trio es doch, recht soliden 77 Punkrock zu zaubern. Dieser hatte deutlich bei den Ramones abgekupfert, aber bei einem ruhigeren Stück musste ich doch stark an „Never wanna leave“ von den RED LIGHTS auf dem 2ten ROXY Sampler denken. Und ansonsten kam mir als gute Referenz immer wieder EATER in den Sinn! Insgesamt auf jeden Fall eine Mischung, die sowohl optisch, als auch vom Musikstil – und wenn man es genau nimmt sicher auch vom semiperfekten Zusammenspiel her – sicher Anno 1977 auf so manche Londoner Bühne gepasst hätte!
Ich bin gespannt wie sich die Band entwickelt! Anscheinend hatten die drei zuvor tatsächlich erst seit 6 Wochen gemeinsam geübt. D.h. Schon bald dürfte das ganze wesentlich mehr auf ein Zusammenspiel hinauslaufen, und sollte dann bei 77er Punkrockern nicht nur aus optischen Gründen das Pogobein zum Hüpfen anregen! Doch, die behalte ich im Auge!!!
Und tatsächlich war ein Großteil des Publikums ja wirklich wegen dieser Band gekommen. Denn nach deren Auftritt wurde lieber eher einfach so mit der ersten Band gefeiert, denn den als Zweite spielenden MOMO LAMANA gelauscht. Und dabei ist deren Mix aus HELEN LOVE, RAMONES, CRAMPS und LINK WRAY eigentlich doch ebenfalls sehr gut geeignet auch gestandenen 77er Punkrockern ein breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Doch Berlin ist oft ein hartes und nicht immer dankbares Pflaster. Wenn man nur wegen einer Band zu einem Konzert geht, wird die andere gefälligst ignoriert--- So erscheint es zumindest manchmal. Liegt vielleicht am lokalen Charme. Dass alle schon müde waren, konnte man wegen der frühen Konzert Beginn Zeiten im CORTINA BOB dagegen wohl kaum unterstellen.
Wie auch immer: Das belgische Duo begeisterte mich wieder, und auch der von mir mit hergelotste A. beschloss im Anschluss gleich sich mit ihren Tonträgern einzudecken. Und wenigstens ein Teil des übrigen Publikums zeigte mit Fortschreiten des Sets auch Interesse an der grandiosen Band!
Und als wir nach dem Gig um Hilfe gebeten wurden die Amps mit ins Auto zu tragen, konnte ich natürlich auch nicht nein sagen... Ich hoffe nur ich habe dabei nichts kaputt gemacht??
Und da pünktlich mit Ende des Auftritts auch der zweiten Band gleich mehrere der von mir zuvor angemailten Personen im CORTINA BOB auftauchten, wurde der Abend dann überraschenderweise doch noch deutlich länger als zuvor erwartet...
Kurz vorm Jahresende ließ ich mich von den fallenden Schneemassen mal nicht iritieren, überwand den inneren Schweinehund und pilgerte lieber ziemlich gespannt hin zum CORTINA BOB. Eher durch Zufall hatte ich beim Surfen im Internet gesehen, dass dort den Abend MOMO LAMANA und die BLOODY SLIPS spielen sollten. Bei ersteren hatte ich interessiert auf der MOMO LAMANA MySpace Seite reingehört und war begeistert! Ob das auch live der Fall sein sollte?? Bei der zweiten Band des Abends hatte ich dagegen auf vorheriges „Probehören“ bei Myspace verzichtet und erwartete irgendwie (ignorant) schrödderiges Deutschpunk Geschreie. Aber man soll sich ja auch überraschen lassen...
Beim Eintreffen konnte ich mir erste einmal das CORTINA BOB anschauen, zu dem ich es zuvor ja auch irgendwie noch nie geschafft hatte. Und tatsächlich wirkte der kleine Club ziemlich sympathisch! Unten Bühne und einige Tische. Eine halbe Etage weiter oben dann die lange Theke und weitere Sitzgelegenheiten. Doch, vom Ambiente gefiel mir das ganze schon ganz gut.
Den Anfang machten dann die BOODY SLIPS. Eine aus 5 jungen Frauen bestehende Band aus Spandau. Und was dann kam war: Unerwartet für mich, aber doch ziemlich packend! Da mochten die anderen Bandmitglieder auch mal über (Bassistin?) Anita (??) schimpfen, die angeblich mal wieder den Einsatz versaut hatte. Gespielt wurde trotzdem Punk der Sorte „Amerika der frühen Achtziger“. Kurze, explosive Songs mit knappen Texten. Immer wieder fühlte ich mich an die ADOLESCENTS erinnert. Wer den „American Hardcore“ Film liebt, kann hier durchaus mal bei einem Konzert der Frauen Probe hören gehen. Optisch passte das ganze dann allerdings noch nicht wirklich zu der Funken sprühenden explosiven musikalischen Mischung. Denn alle Gitarristinnen + Bassistin schienen eher fest mit dem Boden verwachsen und versteckten sich z.T. lieber hinter ihren langen Haaren denn das Publikum eines Blicks zu würdigen. Die Sängerin versuchte das ganze durch ein paar Tanzeinlagen etwas lockerer anzugehen, und schien neben der Schlagzeugerin tatsächlich diejenige auf der Bühne zu sein, der auch das Live auftreten Spaß machte. Aber selbst das wird sich über die nächsten Konzerte sicher noch entwickeln können. Als Zugabe wurde dann auf zuvor gespieltes zurückgegriffen. Aber das tat dem Unterhaltungswert keinen Abbruch, und wiedererkennen spricht ja eher für gute Songs, wenn man sich bereits nach einem Mal hören daran erinnert! Doch, mit etwas mehr eigener Freude am auf der Bühne stehen könnte sich aus der – mittlerweile seit 4 Jahren bestehenden - Band noch so einiges entwickeln!
Die Umbaupause darauf war fast genauso Minimal, wie die Besetzung der folgenden Band: MOMO LAMANA. Ein Mann, eine Frau, beide bewaffnet mit Gitarre bzw. Bass. Und dazu ein kleiner Drumcomputer und... Das reichte für ein höchst unterhaltsames Set aus der Tiefe der Garage. Hier gab es witzigen shredderigen Punkrock'n'Roll der Sorte, die mal deutlich bei den RAMONES abkupfert, sich dann wieder eher den CRAMPS verpflichtet fühlt. Tatsächlich erinnerte der Sänger (LaMana) optisch sehr an Lux Interior und wirkte vor allem cooool!!! Sängerin Momo dagegen hatte Johnny Ramones Frisur sicher nicht völlig unbedacht abgekupfert. Gesungen wurde abwechselnd. Und während MOMO eher bei quirlig fröhlichem „Trash“ mit viel RAMONES Anklängen quäkig sang (und ein wenig an STEREO TOTAL erinnerte) war LaMana eher bei den finsterer gehaltenen Surfern oder Rock'n' Rollern aus der Garage für den Gesang zuständig. Und zusammen ergab das einen extrem kurzweiligen Ausflug in die Garage wie ich ihn bisher noch nicht mitmachen durfte. Da konnte ich nicht anders als breit grinsend vor der Bühne mit zuwippen....
Schade dass mir die Band in den 4 Jahren ihres Bestehens nicht schon zuvor aufgefallen war! Dementsprechend musste ich im Anschluss an das knappe Konzert (War das Set der Bloods SLIPS schon recht knapp, so waren auch MOMO LAMANA sicher nicht viel länger als 45 min auf den vielgerühmten Brettern) gleich beide Platten der Band mit nach Hause nehmen. Denn entgehen lassen wollte ich mir das nicht.
(Und kann euch sowohl die „Two is a gang“ LP von 2007 als auch die 2009 erschinenen „Monkey see, Monkey do“ 10“ nur empfehlen. Bei der LP fiel mir dann auch erst auf, dass LaMana beim Gesang doch oft deutlich an JESUS & MARY CHAIN erinnert. Bei der 10“ ist Momo mittlerweile im Vergleich zur LP nun häufiger am Gesang, was die Platte in der Gesamtheit noch etwas fröhlich als die LP wirken lässt.) Und da es draußen noch weiter idyllisch schneite, hatte ich mir für den Schnee geschützten Heimtransport natürlich auch die schicke rote MOMO LAMANA Stofftasche zugelegt. Ob die es war, die die Platten vor Unbill schützte, während mein eines Knie etwas angeschlagen wurde, als es mich wegen der Schneeglätte auf dem Heimweg mal umwarf sei jedoch dahingestellt...
Wahrscheinlich waren einfach bereits die Grundvoraussetzungen schon nicht das wahre. Schliesslich hatte ich doch eher zwiespältige Gefühle, als ich mich Dienstag den 24.11.09 auf den Weg machte, um die SONICS live zu erleben. Die „The SONICS“!! Genau!!! Diese Band die Mitte der 60er Jahre zwei Alben heraus gebracht hatte, die ziemlich roh und ungeschliffen auf den Punkt kamen. Da scheppert der „Boss Hoss“ oder „The witch“ genau wie viele Coverversionen einfach ungestüm nach vorne los. Und diese Energie sollte sich ein Jahrzehnt später als Klasse Referenz für das was sich dann Punk Rock nannte bewähren.
Doch was sollte man über 40 Jahre nach Entstehen dieser Songs geboten bekommen?? Wir waren gespannt.
Zum Einstimmen traf sich unser Grüppchen erst einmal im „Franken“ auf ein Getränk. Und als wir kurz nach Neune ins ESSO wechselten, trafen wir bereits NACH den Openern 2The FUZZTONESE“ ein… Somit hatte ich diese Chance, die Band mal „eben so und nebenbei“ erleben verpasst… Laut S. aus unserem Pulk sollte das zwar angeblich kein großer Verlust sein, doch andere Stimmen an diesem Abend, darunter der Herr SEDLMEIR waren auch für diese hier als Opener fungierende Bamnd, die ansonsten ja auch eher schon Kultstatus besitzt und recht lang aktiv ist, des Lobes voll.
Danach dann wie immer wenn eine bekannte Band im SO36 auftritt: Es wurde eng und enger. Grad wenn man denkt man hat noch einen relativ guten Platz erwischt, drängt sich irgend ein besonders großes stinkiges Exemplar direkt vor einen und man hat statt freien Blick auf die Bühne die Wahl zwischen Rücken oder Schulter gucken… So mancher schwankte zu dieser eigentlich noch recht frühen Stunde bereits ziemlich hacke vorbei, und man weiß nicht so recht, wie andere Leute sich unter der Woche um halb zehn schon so zurichten konnten… Und dann…
Gings los mit …. tatatata…ta….ta…tamm…..tamm Ähem, einem bissle Intro Gedängel von der Bühne im dunklen Saal… Und das über Minuten (gefühlt eher Stunden) und man denkt sich: Eine aktuelle Hit Band mag gerne (Okay, auch dann eher ungerne) mal so ein billiges „wir steigern die Spannung“ Spielchen treiben. Aber ne Band, die nach 40 Jahren wieder ihr Glück versucht…? Braucht es das? Nicht unbedingt. Doch dafür gabs bei den ersten Stücken erst einmal eine weitere Weiterentwicklung zu bewundern. Der Sänger hatte ordentlich Tremolo in die Stimme gepackt, und zusammen mit den nun in die Songs eingebauten Soli musst ich entsetzt feststellen, dass The SONICS nicht nur den „Blueprint“ für Punkrock geliefert hatten, sondern sicher auch eine Vorlage für 70er Jahre Hard&Heavy Rock abgeliefert hatten. Und diese Erben wurden da eher mal bedient. Auch gute Stücke wie „The witch“ wurden durch einfügen von Solis maximal verlängert und waren definitiv kein rotziger „Punk“ mehr. Wenigstens sank das Stimmvolumen des Sängers recht schnell, und bald wurden die Ausflüge ins Hardrocker Tremolo Geröhre eingestellt (Ein Vorteil des Alters…) und das ganze klang etwas schnittiger und eher wie erhofft. Und ja, tatsächlich, „BOSS HOSS“ warf mich auch live ziemlich um und hätte mich fast versöhnt. Und tatsächlich denke ich mal, dass vielen, die auch eher dem Hardrock zugeneigt sind, das ganze Set einen riesigen Spass bereitete. Mir war es zu wenig ungestüm flegelhafte Punk Attitüde und zu viel Schweinerock mit Soli-Gewixe… Vielleicht hätte ich mich bei Sonnenschein auf einem Open-Air mit 2 Promille dafür begeistern können. Eingequetscht im Esso dachte ich mir dagegen eher „Wär ich blos im Bett geblieben…“. Doch zum Glück, versöhnte mich der auf den Gig folgende Ausflug unseres Grüppchens ins Tiki Heart dann doch wieder mit dem Abend. Und tatsächlich habe ich so wenigstens mit eigenen Ohren erlebt, wie sich die alten Recken (Tatsächlich waren es 3 der Originalmitglieder) heute so auf der Bühne machen. … Ein neues Album ist bereits geplant. Doch nach den Hörproben die an diesem Abend zu bewundern waren – Ihr habt es erraten- eher Schweinerock denn freche rotzige Attacken – ist es gelinde gesagt sehr unwahrscheinlich, dass ich euch davon je mehr berichten mag.
Erst auf dem Weg zum WILD AT HEART ging es mir auf: Tatsächlich könnten THE LURKERS eine der 77er Bands sein, die ich bisher immer verpasst hatte. Oder habe ich da etwa schon wegen dem nachlassenden Gedächtnis einen Konzertbesuch in den Neunzigern vergessen?
Beim Eintreffen im WAH legte der DJ bereits ganz passend 77er Punkrock auf - und hielt das auch recht konsequent durch. Einzig leichte Schwenker in die frühen Achtziger (DEAD KENNEDYS) wurden ebenfalls gemacht. Ansonsten "rulten" die frühsten Punk Jahre. Da konnte ich mal wieder alte Perlen neu entdecken, die ich schon länger nicht mehr gehört hatte. Und mit Schrecken musste ich feststellen, dass ich tatsächlich etwas einroste – zu einzelnen Liedern fiel mir nicht mal mehr die Band ein… Vor nen paar Jahren war das noch anders….
Als Opener fungierten „PETE BENTHAM & The DINNER LADIES“. Und als man Herrn Bentham so auf der Bühne sah, musste ich doch erst einmal grübeln, ob man diesen Herren nicht vielleicht doch bereits kennen sollte. Vom Alter her hätte er durchaus Originalmitglied einer 77er Kapelle gewesen sein können. Und vom Auftreten her, würde ich ihm ebenfalls jahrelange Bühnenpräsenz attestieren. Die zwei Dinner Ladies entstammten dagegen einer deutlich jüngeren Generation, doch zusammen als Trio legten sie einfach erst einmal los und man dachte sich: Wow! Das erste Stück würde tatsächlich durchaus auch auf ein Album der ja folgenden LURKERS passen – das war einfach guter, melodischer 77er Punkrock. Doch danach erst entfaltete sich das Potential der Band. Denn fortan flossen bei fast jedem (zweiten) Lied andere Einflüsse in das „Korsett“ von 77er Punkrock und Pubrock. Mal kam es einem etwas russisch vor, mal wurden funkige Elemente integriert. Einmal sprach Pete Bentham selbst von eher „Bavarian“ Einflüssen – Seinem Vorschlag dazu ein wenig Schuhplattlern zu üben kam aber doch lieber niemand nach. Und als ob dieser Wirbelwind aus dem Herren „im besten Alter“ und den 2 jungen Damen nicht ausreicht, wurden sie ab dem 4ten Stück noch um einen Saxophonisten in Pete Bentham's Alter verstärkt.
Der, wie von der Bühne „angedroht“ auch tatsächlich für einige „X-Ray Spex like elements“ sorgte. Abgerundet wurde das ganze mit recht humorvoll bis bissigen Texten. Wenn Pete Bentham im Stück „Che Guevara thing“ davon singt, dass manche Mädels auf Piercings, andere auch den Che Guevara Typen stehen, wünscht man ihm ein girl dass hinter dem „Pete Bentham thing“ her ist. Bei „Part Time Punks“ schimpft er auf die Kollegen, die im Umgang miteinander auf Punk Etikette arrogant Wert legen, dann aber „im privaten oder beruflichen“ doch eher gegen all ihre zuvor aufgestellten und bei anderen eingeforderten „Regeln“ selbst verstoßen… Unglaublich was diese Truppe bietet. Herr Bentham selbst weckte bei mir manchmal auch gar Erinnerungen an den Herrn TV SMITH, der ja ebenfalls ein guter Bühnen Entertainer ist, der auch gerne kleinere Erzählungen zu seinen Songs abliefert. Und insgesamt ergab sich so ein höchst unterhaltsamer Mix den ich nur weiterempfehlen kann!
Musikalisch lässt sich das ganze sozusagen als melodischer 77 style PunkRock mit all den tanzbaren musikalischen Eskapaden, wie sie bei frühen Bands zu finden waren, als die Definition von Punkrock noch nicht starr geprägt war, beschreiben. Und trotz der Varianz geht es immer flott voran. Da war es kein Wunder, dass die CD der Truppe recht schnell ausverkauft war (Zum Glück habe ich mittlerweile festgestellt, dass einige der Songs auf ihrer myspace Seite zu finden sind, sonst hätte der Frust keine mehr abbekommen zu haben doch länger angehalten). Und ich denke mal beim nächsten Berlin Besuch der Band bin ich nicht der einzige der Konzertbesucher dieses Abends, der dann unbedingt wieder vorbei schauen muss.
Darauf dann die LURKERS. Bereits am längsten dabei Sänger ARTURO BASSICK der 1977 seinerzeit noch als Bassist bei der Band einstieg. Von den übrigen ursprünglichen LURKERS spielt glaub bereits seit Ewigkeiten niemand mehr in der Band. The LURKERS kann man somit eher einfach als Personen- ungebundenen Garant für melodischen 77er Punkrock nehmen. Und das waren sie den Abend wieder! Einfach Klasse Hits aus ihren verschiedensten Schaffensphasen live recht souverän serviert zu bekommen. Im 77er Punk Gewand, dass gleichermaßen von den Klängen der RAMONES wie jenen der alten Pub-Rockern Marke EDDIE & The HOT RODS geprägt ist – einfach noch einen Strauß Melodien dazu, und das ganze passt!
Natürlich gabs Altebekanntes wie „Shadows“ , „Just Thirteen“ oder „Pills“. Aber auch späteres aus allen Jahrzehnten, bis hin zu wirklich relativ neuem wie“ „Come and reminisce“ vom letzten – 2007 aufgenommenem - Album. Sehr schön auch, dass die Band zeitweilig am Mikrofon durch Mark Fincham, der kurzzeitig in den Achtigern als Sänger zur Band gehörte, verstärkt wurde. Und trotz der langen Trennung von der Band hatte auch er seine Sache großartig gemacht, und als 4-köpfige Band konnte die Truppe erst recht weiter Punkten. Fazit: Stimmung gut, Melodie und Punkrock Faktor waren beide im grünen Bereich und Schweiß floss ausreichend!! Und ich selbst musste mir darauf völlig überzeugt doch auch endlich mal wieder etwas aktuelleres von der Band auf Vinyl besorgen. Ob sie demnächst auch mal bei euch in der Nähe spielen?? Schaut selbst!
Im Vorfeld wurde mir beim Blättern in den Netzseiten zum Ereignis klar, warum ich früher die „Fete de la Musique“ eher gar nicht wahrgenommen habe. Außerhalb Berlins ist diese meist im Wesentlichen eine Entschuldigung gruselige Chansons, oder genauso erschröckliche Salsa Klänge u.ä. zu verbreiten. Wenn denn außer einer „Französischen Fressmeile“ überhaupt etwas musikalische Unterhaltung geboten wird.
Vor Ort ist die „Féte“ dagegen ein bunter Reigen der verschiedensten Musikrichtungen. War ich im ersten Jahr in Berlin an diesem Tag noch ein wenig gar zwischen Stadtteilen hin- und her gefahren, habe ich bereits früh eingesehen, dass sich für mich im wesentlichen ein Spaziergang entlang der Wiener Strasse empfiehlt, da sich dort alljährlich auch recht viel Punk und Rockabilly erhaschen lässt.
Wobei natürlich auch in Berlin das musikalische Spektrum wesentlich weiter gefasst ist. Bzw., falls man ähnliche Ansprüche an die Darbietenden stellte, konnte man auch in diesem Jahr natürlich auch an anderen Stellen fündig werden (Vorallem Friedrichshai´n hat in diesen Bereichen i.d.R. Auch einiges zu bieten.)
Für mich sollte der freie Abend erst ab 19:00 beginnen. Und als ich dann auf der Wiener Strasse meine „Bezugsgruppe“ traf, durfte ich mir als erstes Mitteilen lassen, dass die 1 h zuvor auf der Bühne des Wild at Heart aufgetretenen SEWER RATS recht überzeugend guten Psychobilly gespielt hätten. Trotz kleinem „Schad, hätte ich auch gerne gesehen“ Gedanken im Hinterkopf, bestand jedoch keine Chance, sich die Laune tatsächlich bereits zu Anfang vermiesen zu lassen. Schließlich hieß es die Beine in die Hand nehmen und schnell zur Rock'n'Roll Herberge. Denn dort sollten die PUNK ROCK BOYS aufspielen. Und diese „Punk Rock Boygroup“ habe ich ja eigentlich schon mehrfach in höchsten Tönen gelobt. Wer sie verpasst hat, dem sei einfach gesagt, dass sich die PUNK ROCK BOYS auf die Darbietung von ausschließlich Hits (von Schlager bis Punk) im Punkrockstil spezialisiert haben, wobei das einzigartige der Band in der gewagten Bühnenchoreographie der mittlerweile 3 Sänger besteht.
Da pogt auch der härteste Irokese gerne zu „Dschingis Khan“ mit Freudentränen und Lachfältchen um die Augen vor der Bühne, wenn Arnold und seine Mannen auf der Selben wieder mal ihr höchst kurzweiliges und Bestes geben! Auch wenn mir die Jungs hinterher KEINES ihrer mit Punk Rock Boys bedruckten Feinripp Unterhemden geschenkt hätten, hatte sich der diesjährige Besuch der „Féte“ somit bereits gelohnt!
Trotzdem es dann noch beim Plaudern mit den Giessenern recht kurzweilig war, sollte es dann aber doch zurück zur Wiener Strasse, und ins Besondere zur Bühne des WILD AT HEART gehen. Und diese hatte sich gegenüber doch arg gemausert. Stand früher – wie vor den meisten Lokalen – auch vor dem WILD AT HEART i.d.R ein Pritschenwagen, auf dem die Bands spielten, hatten sie diesmal eine richtig große Bühne auf dem Platz vor dem Schwimmbad, die zudem recht „professionell“ (Kommerziell???) von diversen Ständen umgeben war, an der man Merchandise der Bands erstehen konnte.
Trotzdem mittlerweile das Wetter umgeschlagen war, und es zu Regnen begonnen hatte, war unser Ziel klar. Wir wollten die „THEE MERRY WIDOWS“, eine Psychobilly Band aus USA bestaunen. Wegen dem vorherigen Smalltalk reichte es zwar nur für die letzten 3-4 Stücke, aber... Tatsächlich hatten diese erst einmal überzeugt. Eine spielfreudige Mädels Band, deren Mitglieder allesamt mit ihren Reizen nicht unbedingt geizten. Wobei die Körperfülle der Damen doch stark, von der Gertenschlanken Steh-Basserin zur über-vollschlanken Sängerin variierten. Letztere röhrte z.T. recht heftig rau vor sich hin, doch live ergab das eine ganz nettes Gebräu punkigen Rockabillys, zu dem in hohem Masse auch Frauen begeistert das Tanzbein schwangen. Recht empfehlenswert und – wie auch bei den Punk Rock Boys zuvor – mit viel Blickfang auf der Bühne. Da glitzerte bei manchem Besucher/in die Freude und Lust auf einen nicht enden wollenden Abend in den Augen.
Doch das Wetter hatte da ganz andere Pläne. Kurz nach den MERRY WIDDOWS wurde es so RICHTIG ungemütlich. Wie so manch anderer suchte ich unter den Vordächern der „HEARTs“ Schutz vor den Wassermassen die da vom Himmel fielen. Doch da schon bald, die letzte Band, die „PIPES & PINTES“ die WAH Bühne erklommen, zog es mich dann doch wieder in die dann bereits etwas dünner gewordenen vom Himmel fallenden Wasserfäden.
Und was soll man von einer Punkband erhoffen, die einen Dudelsackspieler in ihren Reihen hat? Nun, die DROPKICK MURPHYS waren die PINTS zwar nicht. Doch boten sie recht soliden Streetpunk, der ab und an mit dem Mann an dem quietschenden Instrument angereichert war. Nen guten Schuss RANCID konnte ich ausmachen. Der Dudelsack selbst kam zum Glück nur in wohl dosierten Portionen vor. Der Sänger wirkte wie ein erfahrener HC Shouter, und... Insgesamt wieder eine sehr stimmige Band, die ich tatsächlich mal im Auge behalte. Denn dass es eigentlich recht unangenehm regnete, fiel mir bei ihrem Gig eigentlich nicht auf! Erst mit den letzten Tönen wurde mir bewusst, dass es höchste Zeit war, in ein paar trockene Sachen zu schlüpfen. Drum hieß es dann für mich nur noch Geschwind eine „THEE MERRY WIDDOWS“ Single ergattern und dann brav (Bezogen auf den folgenden Arbeitstag), zu einer zivilen Zeit gen Heimat“hafen“ durch all die Pfützen zu waten. Schön war’s! Beim nächsten Jahr gerne wieder!
Vorneweg: COCK SPARRER waren ganz groß!!! Die alten Männer haben ein verdammt gutes Set hingelegt.
Und trotzdem – das diesjährige PUNK & DISORDERLY , oder zumindest der Samstag, an weiteren Tagen war ich nicht dort - war eher mittelprächtig!!!
Das PUNK & DISORDERLY nimmt ja glaub für sich in Anspruch, das größte „Indoor“ Punkfestival zu sein. Und tatsächlich war dies das dritte Mal, dass ich ein P &D besuchte, und Dank diesem Festival hatte ich die Chance diverse Bands, die ich in den Achtzigern und Neunzigern verpasst hatte, mal live zu erleben. Seien es die ANGELIC UPSTARTS (glaub 2003), ANTI NOWHERE LEAGUE (wohl 2005) und dieses Jahr die GONADS.
Da das Alter seinen Tribut fordert, war bei mir, aber auch bei den Grüppchen mit denen ich diesmal auf dem Festival herumzog klar, dass ein ganzer Abend zu viel des Guten ist. Von daher sollte es reichen, sich auf die Bands zu beschränken, die wir wirklich sehen wollten. Dementsprechend trafen wir erst zum Auftritt der GONADS beim Ort des Geschehens ein. Und das P & D war mal wieder umgezogen. Hatte ich es früher in Friedrichshain, dann in Lichtenberg erlebt, lag die Halle der Wahl diesmal eher schon in Spandau. Also am Rande Berlins. Zu Spandau kann ich ansonsten nur sagen, dass die Zitadelle dort echt schick aussieht. Zum gewählten Konzertort dagegen fällt mir nur das Wörtchen „Scheisse“ ein. Statt fand das P & D diesmal in einer großen (Industrie) Halle mit dem Charme einer Metall verarbeitenden Fabrik.
Um dem ganzen diese Eindruck solch einer gemütlichen Atmosphäre nicht zu nehmen, hatte der Mann am Mischpult versucht das ziehen im Bauch, das einem bei einem beschissenen Job mal ereilen mag, künstlich zu erzeugen. Die Bässe waren bei den meisten Bands – und zwar so ziemlich allen auf der zweiten Bühne - so jenseits von gut und böse aufgedreht, dass man auch in der zigsten Publikumsreihe die inneren Organe mitwummern spürte. Leider vermieste das den Spass an der Sache bei so manchen Gruppen recht stark.
GONADS – ganz solider Oi, vom Mann der das Wörtchen für diesen Stil erst propagierte: Gary Bushell! Und tatsächlich konnte die Band Spass machen. Guter Britischer Achtziger Jahre Oi-Sound mit alles andere als bitterernsten Texten! Schön die mal live zu sehen. Und bei der Gruppe, ging das Gemische am Mischpult tatsächlich noch okay! Trotzdem die Halle erst maximal halb gefüllt war.
Die folgenden CRUSHING CASPARS hatten auf der zweiten Bühne dann weniger Glück. Aber auch bei besserer Abmischung hätte mich ihr HC Geboller wohl aus der Halle, hin zu den Verkaufsständen getrieben...
DISCHARGE dann wieder auf der Main Stage (Die Bühnen standen direkt nebeneinander) waren dann mal interessant zu sehen. Die Band brachte die Power und Wut ihrer Songs tatsächlich gut rüber. Und auch wenn der 80er Anarchopunk Sound nicht ganz mein bevorzugter Stil ist, war es doch spannend die Band mal live zu sehen.
MONSTER SQUAD danach habe ich dagegen schon völlig verdrängt. Wars nicht auch wieder wie die „Caspars“ gruseliger HC???
Einfach verdrängt aber wohl auch, weil ich zu dem Zeitpunkt bereits maximal genervt war. Da hatte wohl der selbe Zuständige die „nötige“ Anzahl von Klos und Getränkeständen berechnet... Bei unserem Grüppchen steig der Bierdurst maximal, doch zu lange Wartezeiten schreckten uns ab. D.'s vorhergegangenen 45 Minuten Ausharren für eine Bestellung hatte den Durchschnitt sicher um etwa 20 Minuten überstiegen. Aber selbst 25 Minuten vor einem der vielen unterbesetzten Getränkewagen auszuharren war nicht verlockend. Von daher hatte ich schon bald jedwede Getränkeeinnahme eingestellt.
Doch trotz der geringen Flüssigkeitszufuhr drückte bei mir die Blase. Nur waren die Schlangen vor den Klos auch nicht gerade in Rekordzeit zu bewältigen. Plötzlich verstand ich, warum da vorher eine junge Punkerlore zum Gejohle umstehender Skinheadgrüppchen mitten in die Halle gepullert hatte... Ewigkeiten anstehen um eingequetscht 'nen bissle pullern zu dürfen ist auch nicht so mein Ding. Zum Glück waren mittlerweile die Schlangen vor dem Eingang deutlich kürzer geworden. Da konnte man dann mal zum Wasser Abschlagen raus ins winterliche Weiss.
Auch VICE SQUAD durfte ich den Abend das erste mal Live erleben. Und Beki Bodage und ihre Mannen machten die Sache ganz gut. Nicht mehr wirklich im Originalsound, aber... Der Stil klang mal mehr nach punkigem Hardrock, mal metallastigem Punk. Aber durchaus im grünen Bereich. Nur standen auch sie leider auf der „Second Stage“, die eindeutig unter dem schlechteren Mix zu leiden hatte. D.h. Der Magen wummerte vor sich hin, und der Spass an der Sache ging so schnell wieder verloren...
Ach, und davor gabs ja noch STOMPER98. An denen hatten die Skinhead Massen (etwa 70 % des Publikums) eindeutig ihre Freude. Ich fand den Gesang, da er mich an FUCKIN FACES erinnerte, so schlecht nicht. Doch wie sagte es Kollege M. Ganz treffend: „Bands die nach Onkelz klingen und die auch covern interessieren mich nicht“
Und dann: endlich, die Band weshalb sicher ein Großteil des Publikums anwesend war: COCK SPARRER!!!
Die ollen Briten hatten von Anfang an Alle Trümpfe in der Hand. Jeder Song eine Mitsing Hymne, die Halle rappelvoll und hunderte von Fäusten die Mitwippten und Kehlen die mitsangen. Nenne deine Lieblingslieder von COCK SPARRER – sie waren dabei! Und tatsächlich größtenteils hervorragend rübergebracht. Die gespielten Stücke der „Guilty as charged“ LP, wie z.B. „Tough guys“ kamen sogar deutlich druckvoller als im Studio aufgenommen rüber. Selbst die Tracks der „Two Monkeys“ hatten nun plötzlich deutlich mehr Power. Und die ganzen alten Sing a long Hits der Schock Troops waren eh der Hit. Einzig das neue „Suicide girls“, das mir auf dem aktuellen Album am besten gefällt, schien mir in der Live Version schwächer zu sein als bei der Studio Aufnahme. Aber das mag auch daran liegen, dass bei den neuen Songs die Anzahl der mitsingenden Kehlen eher spärlich war. Wohingegen bei den alten Krachern beim Mitsingen z.T. gar auf die musikalische Begleitung durch die Band verzichtet werden konnte. Ne ganze Reihe guter Videos von dem Abend gibt’s übrigens bei youtube zu finden die das ebenfalls belegen.
Ansonsten war es wie bei jedem COCK SPARRER Konzert das ich je besucht habe: Nen paar Leut beulen sich immer. Ein paar Meter vor uns bekam ein „Punk mit Glatze“, nachdem er vorher ewig einen jüngeren Skin genervt hatte, von einem von dessen älteren Kumpels kurz und effektiv, und so wie es aussah zu Recht, auf die Fresse. Wobei das ganze aber recht flott beendet wurde und die Kontrahenten danach lieber weiter dem Sound von der Bühne lauschten. ... Nen paar Meter hinter uns prügelten sich andere Leute geschwind wegen einem sicher ähnlich wichtig/ nichtigem Grund. Und ein riesiger Bär versetzte in der Ecke in der ich Stand gegen Ende des Konzerts alle Umstehenden in Schrecken, da er Lust zu tanzen hatte und alle anderen gerne plötzlich mit Einbezog. Was auf Grund der Differenz im Körpergewicht für die Betreffenden meist plötzliche ruckartiger Beschleunigung in ungewollte Richtungen bedeutete. Da hielt ich es wie der Skin vor mir, der als seine Freundin plötzlich durch die Gegend geschüttelt wurde, lieber ein „geht mich alles nichts an, ich bin unsichtbar“ Gesicht aufsetzte....
Insgesamt also eine gute Stimmung! Nur werd ich glaub langsam zu alt für solche Massenveranstaltungen. Und bei T-Shirt Motiven wie „Dumm fickt gut“ und „Love Cock“ auf zarter (Skinhead/ Renee) Frauenbrust grübele ich doch immer, ob working Class bei Frauen mit Klassendepp übersetzt werden muss...
COCK SPARRER waren souverän, Klasse – und keinen Deut besser als in den Neunzigern. Von daher war es schön sie mal wieder erlebt zu haben, aber falls man sie in Zukunft nur in ähnlichem Rahmen erleben kann, wars wohl auch mein persönlicher Abschied von der Band. Am besten bleibt mir ihr Konzert im Sudhaus Tübingen Anno 1994 in Erinnerung, doch es war auch diesmal tatsächlich sehenswert, was die Band live für eine Spielfreude entfaltet.
Und falls das P & D demnächst wieder in diesen Hallen stattfindet, wird man mich dort wohl wirklich nicht mehr antreffen. Ach, und hoffentlich werden vor dem nächsten Festival, sowohl der Mischer, der für die zweite Bühne zuständig war, als auch der Mensch, der die Zahl der Bierstände und Klos berechnet hatte in die Wüste geschickt. Denn trotz der häßlichen Lokalität hätte bei anderer Organisation der Abend wesentlich besser verlaufen können.
Heim gings dann übrigens im Tross durch die recht nett anzusehende Winterlandschaft, da es den Abend ja durchgeschneit hatte. Sollten vielleicht irgend welche Besucher noch Aggressionen aufgestaut gehabt haben, war es scher perfekt um diese in einer Schneeballschlacht zu kanalisieren...
Ziemlich nüchtern, und deutlich ernüchtert hab ich dann daheim nach 6 Stunden endlich mal wieder ein Bier getrunken, und hab den Abend nochmal mit „Suicide girls“ von der Konserve ausklingen lassen...
Beim VIBRATORS/ UK SUBS Gig fiel mir der Flyer in die Hände. Und da ich grad eh auf guten PunkRock live angefixt war, stand der Entschluß gleich fest. Am 24.1. musste ich in das LOKAL, um mir mal wieder die Schweizer TIGHT FINKS anzusehen.
Beim Eintreffen gab es auch gleich die erste positive Überraschung. Das Konzert hatte doch so einiges sehr schick im 77style gewandete Publikum angezogen. Und das, obwohl Das Lokal dank seines Schnitts eher nicht unbedingt der allerschönste Live Club Berlins ist. Tatsächlich sollten den Abend nicht nur die Schweizer, sondern auch noch eine Berliner Band die Bühne betreten. Und auch wenn mir MOSKITO SPEZIAL bisher noch gar wenig sagte (Den Namen gelesen hatte ich schon, doch nie einen Ton der Band gehört) war sicher auch ein guter Teil des Publikums wegen dieser Band ins Lokal geströmt. MOSKITO SPEZIAL machten den Anfang und - ... überzeugten mit einem Sound, der stark nach frühem Punk aus Deutschland klang. Also der Mix aus frühen vor allem britischen Einflüssen und deutschen Texten (Halt, hiess es nicht auch mal - „Jetzt kommt unser chinesisches Lied“ ?), gerne auch mal frisch fröhlich weitab von gar zu „klassischen Zitaten“.
Halt eher die Sorte „früher Punk aus Deutschland" Sound wie man ihn auf alten Platten findet die vor der Entstehung des so genannten Hardcore-lastigen „Deutschpunk“ Anfang der Achtziger entstand. Mir kam als Referenz mal HANS-A-PLAST in den Sinn, wobei das der Band hier jedoch sicher nicht wirklich gerecht ist. Doch, auch dieses Trio überzeugte bereits!!
Danach dann die drei Schweizer.
Bei denen es erst kürzlich erst zur Besetzungswechsel gekommen war. Als neuer Bassist nun „Brownie“, für den die Berliner Konzerte an diesem Wochenende (Die Band hatte Tags zuvor bereits im WHITE TRASH FAST FOOD gespielt) die Feuertaufe waren. Und bei der musikalischen Einheit, die diese drei Herren boten war kaum zu glauben, dass sie nicht schon Ewigkeiten zusammen spielen! Einzig wenn spontane Ansagen von ihm gefordert wurden gab sich Brownie etwas schüchtern und versteckte sich lieber hinter dem Mikrofon. Ansonsten dass gewohnt beliebte Programm. High Energy Punk Rock, tief in den 77ern verwurzelt. Hie und da mit einem guten Schuss ADICTS dabei, und immer fröhlich rotzfrech nach vorne los serviert. Nun konnte ich Dank der Nähe zur Band endlich auch mal den Einsatz vom singenden Schlagzeuger Avarel bewundern. Auf der großen Bühne im Esso ging mir das verloren, aber der Herr macht ja richtig begeistert Faxen beim Spielen und irgendwo im Hinterkopf leuchtete ein kleines Lämpchen auf, dass „Bela B“ rief. Das Publikum machte wie schon bei Moskito Spezial begeistert, und zusehends bewegungsfreudiger mit. Und so war das ganze eine extrem kurzweilige, fröhliche 77er Punk Rock Runde. Und da diesmal genug Zeit zur Verfügung stand, coverte die Band sich gegen später noch wild durch die Punkrock Geschichte. Und wer u.a. auch Cover von NINE NINE NINE und SLAUGHTER & THE DOGS auf die Setliste setzt kann ja nur mein Herz gewinnen!
Wobei ich gestehen muss, dass ich z.T. auch bei einzelnen Stücken der Band selbst immer dachte es würde sich um ein Cover handeln. Beispielsweise „Mediocracy“ hat einen solchen Hymnen Charakter, dass ich immer erwartete es wäre ein alter 77er Hit dessen Name mir nur grade nicht einfällt... Aber dieses Trio schafft es tatsächlich auch selbst solche Hits zu fabrizieren, Respekt!
Und auch beim Small Talk nach dem Konzert entpuppten sich die Schweizer als extrem freundliche nette Zeitgenossen. Da gibt es wieder alle Daumen hoch für die Schweizer, und die haben mich bestimmt nicht das letzte Mal vor ihrer Bühne herumhüpfen gesehen!
Irgendwie hat das erste Konzert, dass ich im Jahr sehe doch eine gewisse Bedeutung für mich. Das sollte schon gleich ein Knaller sein. Und auch dieses Jahr hat diese Vorgabe mal wieder geklappt. Die VIBRATORS und die U.K.SUBS sollten am 17.1.09 im Esso spielen. Und da ich diese beiden Bands, die jeweils schon seit 1976 - mit dem Start der Punkwelle in GB – unterwegs sind, schon 6 bzw. 14 Jahre nicht mehr live gesehen hatte, war es definitiv mal wieder Zeit dafür.
Bei unserem Eintreffen imSO36 spielten die Opener GUMBABIES gerade ihre letzten 2 Stücke, die zumindest vom Eingang her nach recht gutem Punkrock klangen.Doch wir hatten zuvor zu sehr getrödelt, um mehr von der ganz vielversprechenden Truppe zu hören. Von daher hiess es erst einmal kurz warten und groß herumschauen, ob noch mehr Bekannte sich den Abend dorthin verirrt hatten. Das Esso war soweit ganz gut gefüllt, doch es gab noch genug Freiraum um nicht gleich in Platzangst zu verfallen.
Dann, die VIBRATORS. Und ich staunte erst einmal recht entsetzt. Bassist Pete ist zwar bereits einige Jahre dabei, doch ich hatte diesen – im Vergleich zu den Original VIBRATORS jungen zutätowierten Herren noch nie zuvor live erlebt. An der Gitarre jemanden, den ich erst einmal gar nicht einordnen konnte. Einzig Schlagzeuger Eddie schien Origina. Und dann begann auch noch Pete den Part von Knox zu übernehmen, wohingegen vom Originalsänger so gar nichts zu sehen war... Ich war schon etwas erschüttert. Und trotzdem begannen mich die VIBRATORS schon bald mitzureissen. Denn da folgte Hit auf Hit, und das gar einen kleinen Tick härter als ich sie beim letzten Mal erlebt hatte. Ich erfuhr es so nebenher, aber euch brauch ich ja nicht auf die Folter spannen. Knox musste die Tour wegen Herzproblemen absagen und Nigel Bennett (Früher ja mal bei den MEMBERS) war eingesprungen. Natürlich gehört Knox also noch zu der Band. Und man muss sagen, diese Tourbesetzung gab ihr bestes. Klar klang der Gesang etwas anders als gewohnt, aber dennoch... So langsam begann auch bei mir das Tanzbein zu zucken. Und wer kann bei all den alten Hits der Band schon völlig still stehen? Da wurde dementsprechend im gut – aber nicht überfüllten – Raum vor der Bühne herumgehüpft und öfters mal mitgesungen.
Wie hieß es von der Bühne doch zu „Baby Baby“. „A snog for the girls – even though the girls do most of the singing...“ Und so war es auch und so manche Punkrock Dame sang dabei recht lautstark mit. Insgesamt ein Set wie von den VIBRATORS gewohnt. So ziemlich jeder ganz alte Hit wie „Into the future“, „Yeah, Yeah, Yeah“ , „Public Enemy No.1“, „I need a slave“, „Troops of tomorrow“ (letzteres klang alledings eher nach der metallischeren Exploited Version, denn nach dem VIBRATORS Original. Hierzu lieferte Eddie noch die Anmerkung, dass die VIBRATORS dass Stück seinerzeit in Berlin geschrieben hatten!) Aber auch Material aus den Achtzigern und Folgejahren wurde gespielt - zumindest von der Alaska127 her erkannte ich einzelnes. Und dann gab es tatsächlich auch wirkliche Überraschungen wie ein Cover von „Brand New Cadillac“ das ja auch von den CLASH mal gecovert worden war. Insgesamt alles schön PunkRockig mit Spielfreude dargeboten. Bassist Pete hat den Gesang prima gemeistert und ist ansonsten ein sehr guter Show Mann. Tatsächlich wirkt er optisch wie ein „amerikanisiert-verpunkter“, von Tatoos übersäter, Joe Strummer.
Und alle hatten einen Haufen Spaß vor und auf der Bühne!
Da war die etwas längere Umbaupause bis zum Start der UK SUBS zum Luftholen sogar ganz angebracht.
Doch nach einer kleinen Ewigkeit ging es dann doch endlich weiter. Während von der dunklen Bühne eine ziemlich verpunkte Aufnahme von „What shall we do with the drunken Sailor“ (Sollte da der Alkoholverkauf im Esso angekurbelt werden?) füllte sich der Bereich davor zusehends. Da hatte es doch noch einige Nachzügler ins Esso verschlagen. Und los gings. Und ich muss gestehen beim ersten Stück wusste ich tatsächlich nicht ob ich es überhaupt kannte. Doch ähnlich den VIBRATORS hielten es die UK SUBS doch meist nach dem bewährten Motto: Viele ganz alte Hits und ab und zu „neuere“ Einsprengsel.
„Emotional Blackmail“, „I live in a car“, „You don't belong“ein sehr atmosphärisch düsteres „Ice Age“, und, und, und... Natürlich durften die absoluten Knaller „Strangelhold“, „Warhead“ oder „Party in Paris“ (in diesem Fall in Berlin) ebenfalls nicht fehlen. Charlie Harper wirkte im Vergleich zu den Konzerten in den Neunzigern – als ich ihn das letzte Mal live gesehen hatte – um Jahre verjüngt! Die Band einfach großartig. Kraftvoller Punkrock! Die Mettischeren Ausschweifungen die in den Neunzigern manchmal anklangen wurden zum Glück ausgespaart, und dafür lieber klassischer Punkrock geboten! Und wie bei den VIBRATORS zuvor hatte man das Gefühl, dass im Esso die Devise heisst: Der beste Band- Showmann kommt vom Publikum aus gesehen an den linken Bühnenrand. Denn allein Bassist Alvin Gibbs zuzuschauen verbreitete schon einen Heidenspaß! Die Menge vor den Bühnen machte entsprechend fröhlich mit, und das ganze ging – trotz der obligatorischen Zugaben – leider gefühlt viel zu früh dem Ende zu!
Dass sich dann beim Abbauen noch ein angetrunkener älterer Punk nackisch machen musste interessierte dementsprechend keinen mehr.
Wir trieben uns dann noch ein bissle am Merchandise Stand herum. Alvin Gibbs – der ja schon seit Jahrzehten immer mal wieder bei UK SUBS Inkarnationen dabei ist - entpuppte sich als maximal freundlicher Zeitgenosse, und Pete erklärte uns, weshalb Knox nicht bei der Tour dabei sein konnte. (An dieser Stelle ein von Herzen kommendes „Get well soon“ an Knox!!! Denn auch wenn die Band verdammt überzeugend war, etwas fehlte doch...). Pete und alle anderen Feierwütigen der Bands wollten noch ins Wild At Heart, wohin wir dann natürlich auch noch trotteten. Doch da dort noch die „Kamikaze Queens“ rockten, es noch Eintritt kostete und wir eigentlich eh schon genug großartige Bands für einen Abend gesehen hatten, ließen wir den selbigen dann doch lieber bei einem finalen Bier im Tiki Heart ausklingen. [Trotzdem ich die Unterschriftenliste auf dem für mein bald das Licht der Welt erblickendes Mädelsche erstandenem UK SUBS Pulli und dem VIBRATORS Strampler ja gern verlängert hätte... Aber sind wir ehrlich. Der Kleinen ist's dann wohl egal, und nach nen paar Mal waschen sind die Unterschriften sowieso verblasst – schließlich soll sie die Sachen ja auch tragen!(Damit sich der Papa wenigstens noch für kurze Zeit vorgaukeln darf, dass sie irgendwann mal seine Vorlieben teilen wird...)]
A honest “Please, get well soon” goes to Knox!!! And a big “Thank you for the gorgeous night out!” to both of these excellent Bands!!!
Das war so sicher nicht geplant, sondern so genannte „Koinzidenz“. Wer hätte auch ahnen können dass bei dem kurzen Abstecher zu Herrn SEDLMEIR am Freitag Abend – ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Konzert im WAH – selbiger mir ein paar Neue Aufnahmen für sein nächstes Album vorspielen würde. Und ganz großartig herausgestochen hatte dabei der kleine rotzige Punkrock Kracher „Schwanzlutscher“. Ein knappes Stückchen Wut, in dem die Erfahrungen eines maximal schlecht gelaufenen Wochenendes in Hamburg verarbeitet werden. Künstler und „Muse“ gerieten richtiggehend in Rage beim Erzählen, wie die Idee zum Lied entstand. Und ich verfiel spätestens bei der Zeile „Und deine Mutter sieht Scheisse aus – und hat ausgefranste Nippel“ ins Kichern. Dass ich danach noch eine Hamburger Band anschauen wollte – darauf ritt ich dann lieber nicht herum. Zu tief sitzend schien mir das Hamburg Trauma dass die zwei erlitten haben mussten.
So zogen die zwei dann in den Monarch, während ich weiter zum WILD AT HEART stürmte. Dort sollten schließlich die ollen Hamburger von den RAZORS spielen. Also eine der GANZ alten deutschen Bands. Und auch wenn ich von ihnen eigentlich nur das ganz okayne „Tommys Gang“ in der inneren Jukebox parat habe, hatte ich sie doch vom Myfest in sehr guter Erinnerung. Da erstaunte es dann doch heftig, dass das WAH keinesfalls aus den Nähten Platze, sondern eher nur mäßig gefüllt war beim Eintreffen. Da war das Wochenende die Konkurrenz mal wieder zu groß gewesen. Die als erste spielenden MÜLLSCH(?) verfolgte ich dann trotzdem nur sporadisch am Bildschirm, und verplapperte den Auftritt.
Dann die RAZORS: Gestandene ältere Herren z.T. in ziemlich coolem 77style Outfit dass dicht an den Vorbildern von PISTOLS und CLASH orientiert war. Und auch das Bühnengebaren des Sängers war einfach verdammt viel coole Attitüde! So macht das Spaß! Die Musik? Midtempo Punkrock mit heftiger Gitarre. Rotzig frisch nach all den Jahren, aber tatsächlich – wie auch die Original Vorbilder aus GB – in recht verhaltener Geschwindigkeit. Mensch konnte fröhlich vor der Bühne herumhüpfen und Platz herrschte genug, dass jeder so mit fröhlichem Grinsen auf den Backen seine eigenen Tanzeskapaden abliefern konnte. Ein paar mitgereiste Hamburger Deerns waren diejenigen die am lautesten nach Schnaps riefen, doch der Rest des Saals war glaub auch ohne Härtere Alkoholika durchaus zum feiern bereit. Und so zog die Band tatsächlich eine verdammt gute Show ab, bei der sowohl ihre alten Stücke, als auch brandneues Material gespielt wurde.
Damit man danach nicht gleich auf die kalte Gasse gefegt wurde, legte der mitgereiste Schaubi noch jede Menge alte Rock und Punk Klassiker auf, und so wurde noch ein bissle das Tanzbein weiter strapaziert, bevor es denn wieder in die kalte Nacht ging. Und egal wie schlecht Hamburger per sé bei Herrn Sedlmeir wegkamen. Die RAZORS haben sicher nicht nur mir an diesem Abend wieder gefallen...
Bei den alten Bands bin ich mittlerweile ja immer recht zwiegespalten. Soll ich mir nun tatsächlich noch Alte Männer auf der Bühne anschauen gehen um 20-30 Jahre alte Hits mitzugröhlen? Ich mein- die Mitglieder sind soweit original ja nochmals deutlich älter als ich, und jugendliche Frische wird ja auch mir nicht unbedingt ständig nachgesagt? Seien wir ehrlich: Manchmal muss das sein!
Und als ich am 19.9. beim SO36 eintraf durfte ich nicht nur gleich erfreut mehrere Bekannte treffen, sondern fühlte mich glatt zu einem Event wie dem PUNK & DISORDERLY versetzt. Da schien sich ja so ziemlich jeder große Mühe beim Outfit gegeben zu haben. Und da es vor dem ESSO noch so viel zu erzählen gab, hatten auch wir auf die erste Band verzichtet. Doch für die als zweite spielenden TIGHT FINKS musste ich die werten Kumpels und Kumpelinen dann doch motivieren endlich rein zu gehen. Schließlich hatte mich diese Schweizer Trio schon vor Jahren im Tübinger Epplehaus maximal mitgerissen.
Doch beim Reingehen dann die Ernüchterung. Kaum getroffene Leut aus dem Freundekreis waren blitzschnell wieder verloren. Denn das ESSO war wirklich voll! Beim vortasten hin zum Bühnenrand mussten dann auch gleich ein paar kurzhaarige Herren vor mir von ihren Freunden auseinandergezerrt werden, und auch so manch anderer schien eher vom Gedränge angepisst denn voller Erwartung. Nach dementsprechender Ernüchterung kamen die TIGHT FINKS mir zu Anfang dann auch plötzlich nicht mehr ganz so grandios vor, wie ich sie in Erinnerung hatte. Was aber sicher auch an den ersten „Hallo Hauptstadt...“ Ansagen und den Nachwehen der ersten Eindrücke vom anwesenden Publikum lag. Denn dann sprang er plötzlich über. Dieser kleine feine Funken, der Bands von „Ganz gut“ und „Klasse“ trennt. Wenn die drei Schweizer auf Anbiedereien beim Hauptstadtpublikum verzichten spielen sie astreinen Punkrock,. Irgendwo zwischen klassischen 77er und einem Schuss – ja, es stimmt – ADICTS. Wobei die 77style Elemente überwiegen. „She's a heartbreaker“ rockte live wie Hölle, und auch hinterher daheim auf der frisch erstandenen Single. Vom Bühnengebaren erinnern mich die Jungs ein bissle an TERRORGRUPPE.
Ähnliches Potential ist gegeben. Aber vor allem kamen auch Gedanken an die PUBLIC TOYS zu deren bekanntesten Zeit Mitte der Neunziger. 77Style Punker die entsprechenden Sound herunterrotzen. Statt überzogener Aggression und Geboller regieren lieber rotzfreche Attitüde und druckvoll präsentierte Harmonien. Da wackelte nicht nur ich ein bissle vor mich hin, sondern die Schweizer konnten auch sonst gut punkten und das Publikum im ESSO zur Bewegung animieren. Volle Punktzahl an die Schweiz!
Die Umbauphase danach hielt sich in Grenzen. Jeder versuchte sich ein Plätzchen vor der immer voller werdenden Bühne zu ergattern und Freundschaften pflegen war bei dem Grdränge bald schon unmöglich. Dann: Dunkelheit. Nur vereinzelte Blitzlichter ließen erahnen, dass sich die Bühne füllte. Dramatische Musik aus dem Off. Dann eine Ansage, an all die Ladys(?) and Droogies“ und los gings mit ein paar Takten der „Ode to joy“ bevor die Band in „Joker in the pack“ einstimmte. Und sofort sprang die Stimmung auf das gut angeheizte Publikum über. Nicht nur die ersten Reihen wogten begeistert im Pulk hin- und her. Ich war sicher nicht der einzige der sofort alle Bekannten aus den Augen verlor, da sich alles in einen einzigen unkontrolliert bewegenden Pulk verwandelte. Fäuste wurden begeistert gereckt, lautstark mitgegröhlt und das ganze ergab so einen begeistert feiernden Pulk, wie ich es sonst fast einzig bei COCK SPASRRER Konzerten erlebt hatte.
Die ADITCS fast alle in Weiß, auch mal mit Bowlerhut oder für jene die es gar nicht kapierten mit „Clockwork Orange“ T-Shirt. Und Sänger Monkey geschminkt als der Joker und im Glitzerjacket. Gespielt wurde – zumindest gefühlt - erst einmal so ziemlich jeder Hit der Band. „Chinese Take away“, „How sad“, „Let's go“... Was wann wie angestimmt wurde kann ich nicht sagen., Aber die Möglichkeit zum Mitsingen weil man die Lieder kannte schien so ziemlich ständig gegeben, und wurde vom Publikum im prall gefüllten ESSO fleißigst genutzt. Bei „Bad girl“ wurden eine Reihe der anwesenden „naughty girls“ aus dem Publikum zum Mitsingen und Tanzen auf die Bühne geholt. Der Joker warf mal Wasserbälle, mal riesige aufgeblasene Herzen in das Publikum und die Band verschwand mal hinter Nebel- mal hinter Konfettischwaden. Und das ganze vor begeistert mitfeierndem Haus. Ohne Zugabe durften die ADICTS dann natürlich auch nicht von der Bühne, und danach waren wirklich fast nur fröhlich verschwitzte Gesichter im Publikum zu sehen. Dass die ADICTs gut werden könnten hatte ich erwartet. Solch eine gelungene Party hätte ich mir aber tatsächlich vorher nicht erträumt.
Auf ihrer Homepage gibt es übrigens gleich Berge von Liedern und Videos zum reinhören/ reinschauen: www.adicts.us
Manchmal wird doch alles gut. Viel zu früh eingetroffen saß unser Dreiergrüpplein lange vorm schwach besuchten LOKAL, und irgendwie sah es so gar nicht danach aus, dass dieses irgend wann mal gut gefüllt, oder die angekündigten Bands auf der Bühne sein würden. Doch Desinteresse hilft manchmal (Ähnlich wie der Trick mit dem Zigarette anzünden beim Warten auf den Bus). Kaum wurde dem Magenknurren nachgegeben und einer der am Rosenthaler Platz sicher recht unterschiedlich beleumundeten Take-Aways besucht, zeigte sich bei der Rückkehr, dass es nun wirklich losging. Zweimal Instrumentaler Surf waren für den Abend angekündigt.
Und den Anfang machten „Stevie & His Sideburns“. Ein spielfreudiges Trio, dass sich tatsächlich spielerisch das – immer noch recht dünn gesäte - Publikum auf seiner Seite hatte. Denn da war jeder der drei Herren ein Klasse Entertainer. Zu flottem Surf, gerne mal mit Rock'n'Roll Einschlag wurde wahlweise recht gut gepost oder wundervolle Faxen gemacht. Schlagzeuger Jens schafft es irgendwie den Eindruck eines höchst ambitionierten, peniblen Bürohengstes zu karikieren, so dass im Endeffekt Gedanken an einen Schlagzeug spielenden Mr.Bean aufkamen.
Abgerundet mit einem durchaus flottem Set, bei dem neben Surf und Rock Klassikern („Viva Las Vegas“ hat mich besonders erfreut) auch die eigenen Stücke Spaß machten. Und bei all der erfrischenden Aktion auf der Bühne, und den knackigen Ansagen zwischen den Stücken, konnte das Trio den Abend gar nicht anders als neue Fans gewinnen. Und auch auf CD können die Drei übrigens den guten Eindruck aufrecht erhalten!
Kein Wunder dass es die folgenden BOO-MEN dann doch recht schwer hatten. Und das obwohl sie sich ein ganz eigenes Bühnenoutfit kreiert hatten. Allesamt mit riesigen Insektenköpfen ausgestattet, z.T. Kombiniert mit Superhelden Kostümen. Wobei bei der Schaffung dieser Fliegen-Mutanten- wie aus den Filmen nicht anders zu erwarten – etwas furchtbar schief gegangen sein muss. Was dort oft vorn die Kostüme beulte muss wohl ein zweiter Hintern sein?
Während „Stevie and his Sideburns“ den klassischen Surf Sound eher mit Rock'n'Roll vermengten, setzten STRONZO GELANTINO & HIS BOOMEN mehr auf Polka und andere Osteuropäische Weisen zur Erweiterung des Surf Spektrums. Ebenfalls musikalisch recht überzeugend. Und durchaus ebenfalls immer mal wieder mit netten Wenden und Tempowechseln.
ABER! Das Manko jeden reines Instrumental Konzerts fing schon bald an zu greifen. Denn auf Dauer fehlte die Auflockerung. Ein paar Ansagen mehr könnten da vielleicht auch schon Wunder wirken. Natürlich muss man sagen, dass die BOO-MEN es doppelt schwer hatten. So ganz ein klassisches Surf Publikum war den Abend glaub nicht vertreten, und außerdem hatten STEVIE.. schon so überzeugend gesurft, dass eine Steigerung kaum möglich war. Gut waren die BOO-MEN allemal.
Im gemischteren Konzert-Doppel oder mit mehr Ansagen hätten sie aber glaub noch mehr mitgerissen.
Alles in Allem aber ein gelungener Abend, der Lust macht mal auf den Bandseiten vorbei zu schauen.
Und da ich es nicht lassen kann, hab ich – trotzdem mein Lieblings Filmbastelprogramm ebenfalls bei dem Debakel mit meiner Festplatte ins digitale Nirvana wanderte – mal wieder ein paar Eindrücke des Abends zusammen geschnitten. Vielleicht etwas krachiger Sound, aber hört selbst rein in diesen Abend...
Irgendwie hatte ich es bisher immer erst zu spät mitbekommen, wenn die BLEACH BOYS in der KVU auftraten. Denn auch wenn man diese olle 77er GB Band im wesentlichen von „Wanted“ Listen von zahlungskräftigen Plattensammlern her kennt, sind sie trotz ihres eher spärlichen Outputs (Ihre erste Single erschien glaub 78) tatsächlich durchaus aktiv und weilten schon öfters in der KVU. Da ich genauso wesensschwach wie die anderen zwei Herren unseres Trios war, konnte ich S Angebot vor dem Losgehen noch schnell seinen liebevoll gemixten Cuba Libre zu verköstigen nicht ausschlagen, und so kamen wir natürlich (nach kurzem Verlaufen – ich war anscheinend echt schon länger nicht mehr in der KVU gewesen) gerade passend... in der Pause zwischen den Bands an. D.h. die als erstes aufspielenden Berliner „The NOT AMUSED“ von denen mir zuvor noch der Herr Kuttner vorgeschwärmt hatte, hatten wir verpasst! Was mich im Nachhinein – siehe Reviews – doch eher ärgert... Doch gar zu lange warten mussten wir dann nicht, und die BLEACH BOYS standen auf der Bühne. D.h. an Gitarre und Bass wohl Originalmitglieder, der Schlagzeuger etwas, und der Sänger denn deutlich jünger. Doch altersübergreifend stimmte da die Chemie. Rotziger Punkrock, der Knietief im 77er Sumpf steckte. Abgerundet mit hie und da einigen Achtziger Jahre Punk Einflüssen Marke Dead Kennedys ergab das eine recht Up’n’down Pogo kompatible Mischung. Falls man denn beim grinsen über die Texte überhaupt groß dazu kam. Denn ohne „parental advisory“ Sticker dürften die wohl kaum veröffentlicht werden. Die Originalmitglieder übrigens stilecht mit flotten Kindersonnenbrillen und er Sänger ein einziges Energiebündel. Mit ganz großem Posing.
Da dachte man gar manchmal ein etwas flotterer Herr Rotten agiert da so energetisch auf der Bühne! Auch wenn dieser Sänger erst seit 4 Monaten bei der Band mitmischte (Wie war das „I was born the year they released their first single“) haben sich in dieser Band wirklich die richtigen Leute gefunden. Cooler Pogo Punkrock mit Humor vorgetragen von ein fröhlich grinsenden Schlagzeuger, einem wild agierenden Frontmann, flankiert von den älteren Mitgliedern, die zwar nicht gar so wild agierten, dafür aber beim coolen Sonnenbrillen Gepose recht kraftvoll die Saiten zupften. Und auch wenn sich das Rumgehopse vor der Bühne doch etwas im Rahmen hielt, war klar dass diese Herren ohne diverse Zugaben nicht von der Bühne durften. Und die Band hatte auch selbst dabei ganz deutlich Spaß an der Sache! Und auch hinterher waren diese Briten keineswegs Publikumsscheu, sondern gaben sich mehr als nett. Der seit etwa 11 Jahren mitmischende Schlagzeuger entpuppte sich als etwa Altersgenosse von mir und der Sänger war ob meiner Begeisterung und meiner Frage ob sie Vinyl zu verkaufen hätten anscheinend so angetan, dass er mir gleich zwei Tonträger der Band in die Hand drückte und mit „But don’t tell the others“ jegliche Bezahlung ablehnte...
Und glaubt es mir oder nicht, die Scheiben dudelten darauf nicht nur nach dem heimkommen, sondern mittlerweile eigentlich das ganze Wochenende fast nonstop (Immer wieder unterbrochen von der „The Not Amused 12“ die ich den Abend doch wenigstens erstand und die perfekt die Stimmung abrundet – siehe Reviews) hier auf der Anlage...
Also schaut mal bei der Band website vorbei, wo ihr einzelnes anhören, und bei gefallen auch ordern könnt:
Bereits1997 im unprätentiösen Lochcover erschienen ist die „Bicycle song/ weirdo“ 7“. Die A-Seite trägt das Entsetzen über das gestohlene Fahrrad bei gedrosseltem Tempo in einem Stil vor, der auch den MaccLADS oder den GONADS gut zu Gesicht steht. Und bei "Weirdo" wird wesentlich flotter doch genauso ernsthaft losgeprescht. Witziger Punkrock der auch vom Plattenteller aus zum verschmitzt grinsend vor sich hin hüpfen animiert.
Auf der 2002 erschienenen „Taking the „o“ out of country“ MCD gibts dann 5 Stücke. Und der Name ist ja schon Warnung genug. Da wundert es nicht, dass sich hier Lieder mit Titeln wie „Fie, Fi Fon, I smell vaginal crouton“ oder „The devil bought my underwear & Jesus stole my fridge“ finden. Hätte ich die CD im Laden gesehen und würde mich der Bandname nicht aufhorchen lassen hätte ich sie wohl in Erwartung von mittelprächtigem Funpunk stehen lassen. Tatsächlich ist das hier ja durchaus Fun Punk. Aber die Sorte, die sich darauf beruft, dass Punk als Teenager Musik voll Schabernack begann. Musikalisch geht’s vom klassischen „Old style“ Punkrock auch mal mehr Richtung flotterer Achtziger Jahre. „We’ve got the bomb“ hat eine gesunde Dosis Motörhead integriert, und der absolute Hit ist “I married a lesbian sex commando” – mit perfektem Singalong Refrain bei dem man gleich das Gefühl bekommt dass man diese Stück doch bestimmt schon seit Jahrzehnten auf einem best-of Mixtape besitzen müsste.
Wenn ich jetzt schreibe dass ich endlich mal wieder die „A Pony named Olga“ sehen musste klingt das etwas übertrieben. Schließlich hatte ich die Band erst einmal zuvor gesehen. Doch eine Vorband mit Namen VIZEDIKTATOR klang ja auch recht einladend. Und somit fiel die Wahl nicht schwer und wir als Herren-im-besten-Alter Duo im Grünen Salon ein. Am Eingang wurde – nicht zuletzt, da wir beide vom Leben in Schwaben gezeichnet waren - fröhlich „ Das Leben ist kein Ponyhof“ gesagt, schließlich gab es für diese Parole glatt eine Ermäßigung auf passende 5 Euro. Später murmelte ich mir das Sprüchlein dann zwar auch selbst mal vor, als ich brav zum Rauchen in die nicht gerade kuschelige Nacht, draußen vor der Tür, verschwand, aber...
Der Salon selbst zu dem Zeitpunkt noch etwas mager bestückt, aber über die nächste halbe Stunde kam doch noch so einiges an Publikum dazu, und so ging es denn auch bald los. VIZEDIKTATOR sind eine noch recht junge Band, die aber eindeutig über einen recht charismatischen Frontmann verfügten. Und nicht nur mir gefiel die Bühnenshow dieses wild agierenden Herren, sondern fast die komplette erste Reihe des Publikums bestand nur aus jungen Frauen, die dieses fröhliche Glitzern in den Augenwinkeln trugen... Wobei auch der Rest der Band durchaus Bühnenpräsenz zeigte. Mich erinnerte der Herr mit Hut ja immer irgendwie ein bissle an Paul Simenon! Der Sound dann zwar nicht ganz so Clash-ig, und daheim brauch ich eigentlich keinen Emo Punk, als solches würde ich es mal einschätzen, zu hören. Live, mit der Show aber, zog das ganze durchaus mehr als nur Interesse auf sich, sondern überzeugte. Das Publikum machte begeistert mit, und auch der Band machte der Gig anscheinend wirklich Spaß! Und bei der Spielfreude und dem Einsatz des Sängers, der auch einen guten Teil der Zeit im Publikum verbrachte, verging die Zeit bei anhaltender guter Laune recht schnell. Und ich bin mir sicher, dass so manche der tanzwütigen jungen Damen auch bei folgenden Konzerten der Band nicht aus der ersten Reihe wegzudenken sind!
Danach dann „A Pony named Olga“: Sänger Heini hob den Altersdurchschnitt deutlich an, doch kaum erklangen die ersten Klänge, sammelten sich auch wieder die jungen Damen vor der Bühne. Gute Musik ist halt doch zeit- und alterslos!
Was geboten wurde? Ein quirlig schwitziger Mix aus Rockabilly, Country, Rock’n’Roll und kleineren Surf Sprengseln. So druckvoll präsentiert, dass ich das ganze gerne als Punkabilly beschreibe. Echt verdammt viel Power im Gepäck dieses Trio! Während der Sänger von Vizediktator gekonnt poste, verließ sich Heini lieber auf humorvolle Ansagen und exzessive Spielfreude auf dass all das Bier auch gleich wieder ausgeschwitzt werden konnte. Eine wunderbar überdrehte Mischung, zu der jeder auf seine Art sein Tanzbein schwenkte und fröhlich mitfeierte! Hört mal beim Video (oder auf ihrer myspace Seite) „ You went to far“ an – ganz groß, oder?!!
Einfach wieder ein gelungenes Set das die Ponies hier ablieferten.
Die gucke ich mir gerne nochmals, und nochmals an.
Und um euch einen Eindruck davon zu geben gibt es hier wieder einen der gefürchteten Konzertmitschnitte zum runterladen: Also schnell aufs Bild geklickt!
Irgendwie scheint es mich in der letzten Zeit ja einzig zu Surf Konzerten in den Schokoladen zu ziehen. Aber Ostersonntag klang es auch wieder mal zu verlockend: DENNER CLAN und LARRY BANG BANG sollten mit Surf und Country-Trash den Abend abrunden. Kein Wunder, dass wir dorthin mussten!
Und wie üblich war die erste Band auch schon vor noch nicht zu übermäßig großem, aber doch sehr gespannten Publikum am spielen.
Guter Surf der da von der Bühne klang, gepaart mit jeder Menge Tex-Mex Wüstensand Flair. Der Mensch, der da mit Krücken und eingegipsten Fuß mit auf der Bühne stand irritierte zwar erst einmal, doch schon beim nächsten Lied bewies er, dass er nicht etwa nur zwecks Bühnenshow dort herumsaß, sondern tatsächlich – am Banjo – mitmusizierte. Zusammen mit dem Trompeter, und dem Klassischen Gitarre/ Bass / Schlagzeug Gespann ergab das eine recht westerliche spannende Surfrock Mischung. Groß von daher schon fast mein Entsetzen, dass die Band kaum dass wir eingetroffen und mit Getränken versorgt gespannt vor der Bühne standen, bereits schon ankündigte, dass sie diese gleich wieder verlassen wolle. Doch zum Glück war das Konzert so geplant, dass der Auftritt von der Ein-Mann-Country-Trash Band LARRY BANG BANG, zwischen zwei Auftrittsblöcke des DENNER CLAN gesetzt war. Und dieser Herr durfte auch schon mal beim vorerst letzten Stück des DENNER CLAN mitmusizieren, bevor ihm ganz die Bühne gehörte.
Wie sich das für einen echten Texaner gehörte war Herr BANG BANG im schnieken Westernhemd und mit Cowboy Hut ausstaffiert, doch hatte statt zweier Sechsschüsser lieber die Gitarre umgeschnallt. Und Los gings im Mariachi Stil mit Liedern über Don Ramon, Die Wüste, Das Feiern, ahem, das Wort Scheiße fiel auch immer wieder, und über... ja, das Leben an sich. Sein es in Liedern aus eigener Feder, oder als Coverversion. Höchst unterhaltsam, herzergreifend, Country – ja – liebenswert-mitreissend-trashig. Da durfte man sich selbst im Geiste auch mit Sporen bewandert auf dem Weg zur nächsten Tequilaquelle durch die trockene Wüste ziehen sehen. Ganz groß! Das Publikum dankte es, und zur Belohnung gab es gleich noch mehrere Boni. Erst bekam LARRY Unterstützung bei einem Lied durch Lili, einer Punkfrau mit der er auch schon diverse Aufnahmen eingespielt hat, und die wirklich singen (!) konnte.
Und beim nächsten Stück (wiederum als Duo vorgetragen) wurde die Bühne nochmals voller, da eine weitere Freundin - Lyn - zur optischen Untermalung auf dieser recht professionell strippte! Und da ich es bisher noch nie auf eines der gerade aktuellen Bourlesque Events geschaft hatte, war das also der erste Live Strip den ich seit, Hüstel, irgendeinem Oi Konzert? gesehen habe. Und während sich dort in der Regel aber eher erschreckende Bilder dicker Männer die sich neben möglicher Hemmungen auch aller Hüllen entledigen bieten, führte der minimal schamhaftere aber wesentlich ästhetischere Auftritt der jungen Dame hier, gleich nochmals zu einer Steigerung der ohnehin schon großartigen Stimmung im Saal. Und die danach weitermusizierenden DENNER CLAN schafften es spielend das ganze auf dem Siedepunkt zu halten. Mit jedem Stück wuchs der tanzende Mob vor der Bühne, und die Band zog immer mehr das Tempo an. Der „Wüsten-Surf“ wurde mehr und mehr zurückgelassen, und stattdessen die BEAT Garage der 60er heftigst zitiert. Das verunfallte Bandmitglied entpuppte sich als zweiter Sänger, der Trompeter machte einfach gut Show, und auch der Rest der Band war phänomenal!
Kein Wunder dass nach dem Gig beiden Bands die CDs bald aus der Hand gerissen wurden. Sehr sympathisch fand ich dabei auch den Sänger von DENNER CLAN, der, als er mir mitteilen musste dass sie ihre CDs schon ausverkauft hätten, gleich vorschlug Käufer zu zeigen. Da wäre doch bestimmt einer dabei der sie mir brennen könnte...
Aber wer mal reinhören mag, muss nicht bis zum nächsten Konzert dieser Schweizer warten, denn auf ihrer Homepage www.dennerclan.ch ist eine ganze MCD incl. Cover zum downloaden eingestellt. Und Herrn LARRY BANG BANG erreicht ihr unter www.myspace.com/countrypsycho
Und um einem Eindruck des Abends im Schokoladen zu bekommen, gibt’s hier nun einen Zusammenschnitt davon als Video-Download:
Ach, und ob ihrs glaubt oder nicht. Diesmal war unser Herren Trio direkt vernünftig. Statt darauf noch den Rest des Abends auf Tanzflächen in finsteren Spelunken, womöglich gar mit Unmengen Alkohols und in Gesellschaft übel beleumundeter Damen zu verbringen, zog es uns tatsächlich alle nach hause ... Was bei einzelnen sicher darauf zurückzuführen war, dass sie den Abend zuvor auf Tanzflächen in... aber lassen wir das.
Manchmal erweisen sich Konzerte die man spontan ausgewählt hat als wahrer Glücksgriff. Als ich Freitag begann mich umzusehen, welche Konzertalternativen sich denn für den Abend auftaten war ich erst einmal nicht gar zu überzeugt. Das Programm bot in den meisten von mir bevorzugten Clubs, an diesem Abend vorrangig Ska. Was nun sicher keine schlechte Wahl sein muss, mich aber nur phasenweise wirklich begeistert. Am spannendsten klangen dann noch die BOLSHOI BANDITS im Bassy Club, die „Banditski Beat und Schwarzmeer Ska“ versprachen. Und gleich bei der Ankunft durften wir feststellen, dass wir so falsch nicht liegen können: Vor dem Eingang ward uns von einem im Militärmantel und Armeemütze gewandeten Herren, der einem gleich russisch vorkam, der abgebildete Flyer in die Hand gedrückt. Auf dem die Band neben Musik auch „Vodka, Poker, Firekrackers“, die „naked Natashas“ und „Pokertable with the delicious Angelina Moskova“ versprach. Bei so viel Programm wurden auch die 8 Euro Eintritt ohne Murren gezahlt. Wie üblich hieß es dann erst einmal wieder ein bissle an das Etablissement gewöhnen, sprich: So richtig voll war’s um Elfe noch nicht. Dafür konnte man schon die Bühne und das darauf aufgebaute bewundern. Vorne ein Sofa, davor gar noch ein Tischchen, das mit einem Gewürzgurkenglas, Räucherfischen, Petersilie und Vodka bestückt war. Das konnte wohl heiter werden?
Dann, Bewegung auf der Bühne. Als erstes tauchten Major Schmidt und der Keyboarder auf. (Ersterer laut Bandlegende natürlich ein finsterer Deutscher der da den Rest der Band der aus russischen Verbrechern besteht in Zaum hält.) Während letzterer ein etwas eintöniges langsames, durchaus aber auch die Spannung steigerndes Intro anstimmte, nahm sich der Major, seines Zeichens auch Schlagzeuger der Band, durchaus Zeit auch den Rest der Band mit Hilfe seines Schlagstocks nach und nach auf die Bühne zu zitieren, und warf ansonsten finstere Blicke in das sich vor der Bühne sammelnde Publikum. Die Band dann, ein recht ansehnliches Trüppchen von insgesamt 6 Musikern, die alle einen recht eigenen, Kleidungsstil besaßen. Gerne mal mit Fellkappe oder Armee Schildmütze. Durchaus auch mal in Armeejacke oder Mantel, und alle mit wunderbar geschmackvollen Goldketten mit Anhängern in beachtlicher Dimension. Stil wird im Bassy ja immer gewünscht, Geschmack aber als etwas sehr eigenes interpretiert. Da passte die Band schon mal perfekt in den Laden.
Als zweites dann eine eher herzerweichende Ballade auf russisch, die auch dem Sprachfremden erste Gefühle russischer Schwermut in kalten Winternächten nahebrachte. Mittlerweile war die Band auch optisch um die Reize der charmanten Angelina Moskova bereichert worden, die im grobmaschigen, halbdurchsichtigen Kleidchen und mit dem Ganovenhut wunderbar an Zwanziger Jahre Gangsterfilme wie den Cotton Club erinnerte. Außer gut auszusehen und auch mal auf das Sofa drapiert die Beine zur Geltung zu bringen oblag ihr die Aufgabe erst die Band, später aber auch vermehrt das Publikum mit Vodka zu versorgen. Und nicht nur der freie Schnaps, sondern auch die Musik brachte nun vermehrt das Publikum zum tanzen. Denn nachdem die Band ihren doch eher langsamen Einstieg hatte, ging es so richtig flott los. Mal Ska, mal russische Folklore angehauchter Beat, der vor allem durch die flotte Fiddel und den russischen Gesang sehr authentisch nach vorne los ging. Wer osteuropäischen Speedfolk a la TRANSSYSLVANIANS mag, ist auch mit den BOLSHOI BANDITS gut beraten. Wobei diese auch perfekte Gastgeber waren. Schließlich wurde nicht nur der Vodka mit dem Publikum geteilt, sondern wer wollte durfte auch gern ein Gürkchen aus dem Gurkenglas fischen oder sich einen Räucherfisch einverleiben (Yuk). Zusammen mit der flott nach vorne lospreschenden Musik, den optischen Reizen der Band (Wie sagte Kollege A doch sinngemäß: „Village People auf russisch?“) und Anhang (Hm, die Natashas waren aber nicht naked – oder ist das der erste Vorname der einen gewesen?) ergab sich ein extrem die gute Laune förderndes Gebräu dass die deutsch-russische Freundschaft nur fördern kann! Wer auch Lust auf die Band bekommen hat hört auf ihrer myspace Seite mal rein – die Mischung macht auch ohne Räucherfisch extremen Spaß! (www.myspace.com/bolschoibandits )Wie so alle guten Konzerte war das ganze natürlich viel zu früh vorbei. Doch da noch ein DJ aus Manchester eingeflogen war, der ein Händchen für gut tanzbaren Sound hatte, ging für unser auf ein Trio angewachsenes Trüppchen der Abend natürlich erst wieder viel zu spät, und mit pro Nase sicher einem Promille zuviel, dem Ende zu...
Die Feier am 23.2.08 im Bandhouse (Ex Förderverein) Kassel mit, Endlösung, Sprengsatz, Nazi Dogs + Cut my Skin
Max, bzw. der „Lange Markus“ wird 40! Als mir das von B telefonisch mitgeteilt wurde, war recht schnell klar, dass ich wirklich mal wieder nach Kassel musste. Markus war Ende der Achtziger / Anfang der Neunziger bereits Teil der Kasseler Punkszene, und ist eigentlich einer der wenigen der alten Kasseler, die heute noch wirklich in der Szene (bzw. Für viele muss man leider anmerken: noch am Leben) sind. Da wollte ich nicht fehlen. Schließlich dürfte es auch schon einige Jahre her gewesen sein, dass ich den Markus mal gesehen hatte. Und so ging es dann am 22.2. erst einmal gen meiner alten Heimatstadt, einem Kaff im Kassler Umland. Mein alter Mitschüler/ Freund B, der mich überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht und animiert hatte zu diesem Ereignis anzureisen erwartete mich bereits am Bahnhof, und es ging direkt los zu einem eher geruhsam gemütlichen Umtrunk, dessen Teilnehmer – soweit mir zuvor bekannt – ich teilweise auch schon seit 4 –12 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Doch B hatte Zahnprobleme, und Dank seiner dicken Backe schafften wir recht rechtzeitig den Absprung hin zu seiner Heimstätte, was mir, da es am Folgetag ja sicher eher lang werden könnte, ganz recht war.
Samstag morgens dann hatte B sein Aha Erlebnis beim Zahnarzt, der seinen recht dicken Abszess am Zahn behandelte, und wir konnten danach wesentlich entspannter ein bissle in der Vergangenheit schwelgen. Mal wieder im Schlosspark vorbeigeschaut, wo sich unsereins junges Gesindel seinerzeit zur Vernichtung von Alkoholika und erste Dorfpunk Erfahrungen sammelte. Mal die Häuser fotografiert in denen ich als Kind / Teenager so gewohnt hatte, die idyllische Innenstadt, und, und, und! Echt nett anzuschauen – aber urban sieht anders aus.
Nachmittags drang dann erst so wirklich die Erkenntnis zu mir durch: Klar war unter den „alten Leuten“ die Werbtrommel gerührt worden, dass Markus nicht nur 40 wurde, sondern an dem Tag in dem Laden in dem er nun glücklich mitmischt ein größeres Konzert angesagt ist. Nur hatte man in Anlehnung an die gute alte Zeit so gar keine weiteren Pläne zum aktuellen Ablauf gemacht. Wie soll man nach Kassel hinkommen? Und wie zurück? Sind Pennplätze vor Ort nötig, bei wem fragen? Erst abends wurden Fahrpläne geschwungen, und festgestellt dass die Alternativen hießen: Entweder um 23.00 Uhr oder am nächsten morgen nach sechse mit der Bahn zurück. – Wie gesagt, nicht gerade urban das Städtchen.
Mit insgesamt 5 Leuten ging es dann endlich irgendwann los, und dass bereits zwei davon auf der Hinfahrt kategorisch erklärten, dass sie unbedingt den Abend zurück mussten ließ meine Stimmung nicht steigen. Und vor Ort war alles erst einmal recht prima. Das Geburtstagskind freute sich wirklich uns zu sehen und es war echt schön dem dürren Mann mal wieder auf die Schulter zu klopfen!! Ich hätte ja jetzt gern gesagt, er sah besser aus als je zuvor, aber das wäre glatt gelogen. Doch nicht wegen dem Alter – da hat sich in den letzten Jahren optisch nichts groß verändert, aber anscheinend hatte der Arme ein paar Wochen einen Unfall der noch deutliche Spuren im Gesicht hinterlassen hatte (Deshalb unterschlage ich hier auch die Fotos vom Geburtstagskind...). Egal Du hast dich prima gehalten! Und dass er nun aktiver ist als je zuvor ist ja mehr als prima.
Auch sonst gab es noch ein paar alte Bekannte aus dem Kasseler und Giessener Umland zu begrüßen, und ich begann mich doch so langsam etwas wohler zu fühlen. Wobei das Bandhouse aber tatsächlich ein ziemlich reiner Punkschuppen ist. Da hing schon mancher bei unserem Eintreffen gegen halb zehn heftig in den Seilen, und als Jungpunk musste man natürlich alles anrempeln was nicht 3 Kilo Nieten auf der Jacke hatte. Dass da auch gleich wieder Sprüche von „ist bestimmt nen Zivibulle“ aufkamen als ich begeistert die altbekannten Leute fotografierte war nicht zu überraschend. Gab’s Punkerkarteien eigentlich nach Ausklingen der Achtziger noch? Na, egal, meist kompensieren eh die kleinen Harten, die noch im Hotel Mama wohnen ihren Status durch derlei Fragen... Von daher ließ man sich nicht weiter stören beim hin- und her- schwadronieren mit den Leuten, die ich doch meist schon Jahre nicht gesehen hatte.
Los ging es dann mit ENDLÖSUNG, die ziemlich im GB 82 bis früher Deutschpunk Stil losmusizierten. Grad als ich so langsam am überlegen war, ob mir die Band nun wirklich gefällt, oder nicht, tauchte plötzlich B auf, und meinte dass er unbedingt heim wolle... Und was soll man tun wenn der Herbergsvater schwächelt? Auf Teufel komm raus durchmachen und hoffen dass man am nächsten morgen nicht nur unbeschadet in die Provinz gelangt, sondern auch wirklich Zugang zum Schlafplatz erhält? Oder doch mit dickem Hals ab zur Bahn? Ich entschied mich für letzteres. ...
Zumindest von dem Set der NAZI DOGS wurde mir danach gleich von zwei Seiten nur Gutes berichtet, die wohl ziemlich gelungenen Punkrock im 77er bis 82er Sound boten. Und dass die Berliner CUT MY SKIN mit der normalerweise immer recht überzeugenden Patti Patex am Gesang wieder mal recht knallig wütenden Punk der harten Gangart ablegten nehme ich einfach mal an (Wer mag kann sich davon übrigens in Berlin am 8.3.08 im KATO überzeugen).Fazit: Hey Markus, trotz nur extrem kurzer Stippvisite waren es die 10 h durch die Republik gondeln wert dich mal wieder zu sehen! Auf die nächsten 40!
Ich muß gestehen, dass ich die MIMMI’S völlig aus den Augen verloren habe. Dabei war ihre Live EP 1986 die aller erste DEUTSCHE Punk Single, die ich bei MÜLLEIMER RECORDS bestellte. (Die Band kannte ich seinerzeit zwar noch nicht, aber bereits der Hinweis, dass mehrere Stücke ins blaue Vinyl gepresst waren und außerdem zahlreiche Beilagen dazugehörten machte die Wahl bei meinem schmalen Budget einfach.) 1990 sah ich sie dann glaub das erste Mal live auf ihrer Tournee mit LUDWIG VON 88, die sie auch in die Villa Roller in Stuttgart führte. Und von dem Auftritt habe ich nur gute Erinnerungen, von denen auch ein Interview mit der Band in PINHEAD # 2 Zeugnis ablegt. Als Herr Kuttner mir mitteilte, dass die MIMMI’s in Berlin spielen war es somit klar, dass auch ich mit ins CLASH ging.
Und auch das Konzept für diese Tour klang bereits spannend. Statt Vorband diente als Einheizen eine kommentierte Film und Dia Show von Fabsi und Elf, der ja nun mittlerweile auch schon einige Jahre bei dieser Band musiziert. Und trotz grottiger Leinwand (Das im CLASH aus einem weißen Rolo bestand und dementsprechend die Bilder die Rololamellen zeigten) war das bereits ein großer Spass. Da plauderte Fabsi zu Bildern von ZK, frühen MIMMIS Konzert- und Tourfotos und Filmen (Die MIMMI’s in den Achtzigern im gruseligen NDW Gewand bei Formel Eins oder live bei Frau Schreinemaker vor Publikum im Rentenalter) mal fröhlich, mal sehr bissig aus dem Nähkästchen. Und Elf stand mit seiner Sammlung von SLIME Bildern, ebenfalls kommentiert und alles auch immer von passenden Tonkonserven unterlegt in nichts nach. Und dementsprechend gebannt wurde das ganze vom recht zahlreichen Publikum aufgenommen. Doch wie sollte man das toppen?
Es ging. Die MIMMI’S waren einfach nur knallig! Den Wechsel vom eher harmlosen Funkpunk mit NDW Touch, der ja in den Achtzigern vorherrschte, zum Punkrock, oft mit breitem Lachen aber auch mit ernsten Texten, hatten sie ja spätestens Anfang der Neunziger bereits überzeugend vollzogen. Aber die neueren Sachen, die mir oft völlig unbekannt waren, überzeugten völlig. Hymnischer Punkrock, oft von bissigen Ansagen von Fabsi, aber auch von den anderen, eingeleitet. Die Meute nahm es begeistert auf, und von Anfang an war der Saal am hüpfen. Und als dann irgendwann auch „Das ist meine Welt“ lief war selbst ich nicht mehr zu halten und beschränkte mich nicht nur aufs dezente Beinwippen sondern hüpfte wild vor der Bühne in der Menge herum. Einfach grandios!
Im Zugabenblock gab es dann noch jede Menge alter Klassiker von ZK, SLIME, etc. und so dürfte jeder auf seine Kosten, und so mancher ausser Puste geraten sein. Leider hat mich hinterher nicht nur ein Teil meiner Beszugsgruppe alkoholtechnisch bedingt ein bissle im Stich gelassen sondern auch die moderne Technik. Denn die Aufnahmen der Handvoll Fragen die ich Fabsi danach noch stellte bieten im wesentlichen nur den Sound der gerade laufenden Platten. Wer aber genaueres über die Mimmi’s erfahren möchte ist mit ihrer sehr schön gestalteten Seite www.diemimmis.eu eh bestens beraten.
Und wer mag kann sich hier noch ein Video herunterladen, dass so ein bissle die Eindrücke von dem Abend - bereits mit der Diashow beginnend, aber auch mit Kozertliveaufnahmen - usammenfasst:
Am 10.1.08 war es soweit: Das SO36 hat seine Klubreihe eröffnet. Wer das SO36 kennt, weiß sicher nicht unbedingt zu schätzen, dass sich an manchem Konzertabend, vor allem unter der Woche, das Publikum in dem doch etwas größeren Laden ein wenig verläuft. Wirklich stimmungshebend ist es nicht, wenn zwischen den Grüppchen vor der Bühne und der Theke eine größere Freifläche erstreckt. Dem soll nun in der neuen Klubreihe abgeholfen werden, und somit auch kleinere Bands vor vollem Haus spielen können (Bzw. faule Säcke müssen nicht mehr ihren Platz vor der Theke verlassen um einen Blick auf die Bands zu erhaschen.)
Da den Abend SEDLMEIR und KUMPELBASIS spielen sollten, also gleich zwei meiner persönlichen Berliner Top-Tipps, war klar, dass ich bei diesem ersten Konzert der Klubreihe dabei sein musste.
Und tatsächlich, dadurch dass einfach eine Zwischenwand in das SO36 eingezogen war, wodurch etwa das hintere Drittel bis gar die hintere Hälfte abgetrennt war, wirkte der verbliebene Raum doch gleich etwas familiärer. Wobei doch noch genug Platz für ein mittelgroßes Publikum ist. Und auch Dank der großen Bühne (Hat man die einfach nach vorne versetzt?) ist das SO36 selbst an seinen Klubabenden doch noch eine der größeren Lokalitäten. Wahre Kellerklub Atmosphäre kann da nicht aufkommen, aber dass der Laden so auch unter der Woche gut gefüllt war wirkte sich doch sicher auch stark positiv auf die Allgemeinstimmung aus.
Den Anfang machte dann der von mir sehr hoch geschätzte Herr Sedlmeir. Los gings mit dem Promo-Song für die „Zäher than Leather“ EP, und weiter gings recht souverän mt dem bunten Hard Rock Roboter Programm. Mal heftigst bratzelnd nach vorne los (Whitesnake Oi), mal schmachtend (Ich hab dich lieb), und immer mit viel Spaß auf und vor der Bühne. Positiv fand ich ja, dass auch ein recht angetrunkener Punk, der sicher wegen KUMPELBASIS ins ESSO gekommen war, durch Liedforderungen gewisse Kompetenz in Sachen Sedlmeir besaß. Ständiges „Schnutziges Leben“ rufen, war dann aber doch ein bissle ermüdend. Nett dagegen eine Beobachtung am Rande. Vom letzten Sedlmeir Konzert im SO36 hatte ich ja berichtet, dass eine hochschwangere Bekannte trotzdem den Weg ins ESSO gefunden hatte. Und auch diesmal fand sich eine junge Dame mit eindeutig keimendem Leben im Leib in der ersten Reihe (Okay, diese hielt fast geschlossen etwas Sicherheitsabstand zur Bühne) ein. Damit es nicht zu Beschwerlich war, hatte sich gar ein Barhocker gefunden... Zählt Beschallung des werdenden Lebens mit Sedlmeir Live Klängen nun als Geheimtipp zur Geburtsvorbereitung? Oder ist’s wie es ist: Ein Sedlmeir Konzert lohnt immer! Wer den Hard Rock Roboter noch immer nicht gehört hat klickt nun gefälligst hier (www.sedlmeir-rock.de ) und guckt sich dort die Videos an. Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich neues positives zu diesem Mann mit den großartigen Entertainerfähigkeiten schreiben soll!? Es war auf jeden Fall ein schönes Konzert. Da störten auch die kleineren Probleme mit dem Sound nicht weiter – unter denen dann auch die nachfolgende Kumpelbasis mal leiden durften. Vielleicht doch ein Manko der Klubkonzerte? Ich denke mal ich habe sowohl Sedlmeir, als auch Kumpelbasis schon besser live abgemischt erlebt...
Für KUMPELBASIS dann gehörte das Konzert mit Sicherheit zu einem lange nötigen Heimspiel. Der Klub war voll, und die Menge fing fast mit den ersten Takten direkt zu feiern an. Wobei es mit „Hundstage“ zum Einstieg auch gleich einen DER Hits der Band gab. KUMPELBASIS steht im wesentlichen für guten Deutschpunk mit einem großen Schuss Reggae bei vielen Liedern. Statt aktueller Metalinfektion im Sound orientiert man sich musikalisch lieber an alten Britenpunkbands, und rundet das ganze mit treffend harten Texten ab, oft Refrain -lastig, keinesfalls stumpf doch auch nicht zu verkopft: Einfach bissige Alltagsbeschreibungen aus Kreuzberg unterlegt von knalligen Melodien! Perfekt. Die Menge war am feiern, die Kumpelbasis feierte nicht nur mit, sondern auch strahlend sich selbst. Kein Wunder dass die Band sich auch nicht lange um Zugaben bitten lassen musste. Die starteten dann als Wunschkonzert. Doch trotzdem mein Lieblinsstück Hundstage gleich noch mal gespielt wurde, musste ich mich dann doch mit einem breiten Strahlen über die Backen auf den Heimweg machen, da der Wecker vom nächsten morgen schon drohte.
5.12.07 GTWA Rules -Der Rock’n’Roll Wrestling Bash“ im SO36 am 22.11.07
Dass ich begeistert regelmäßig im TV die Heldentaten und Abenteuer von „Razor Ramon“ oder dem „Undertaker“ im Wrestling Ring verfolgen musste sind sicher schon 15 Jahre her. Und auch wenn mir die Herren – vor allem Razor mit seinen „Du hast keinen Machismo“ Kommentaren zu seinen Gegnern durchaus im Gedächtnis geblieben sind, hatte ich die seitdem „Wrestlingfreie Zeit“ eigentlich ganz ohne Entzugserscheinungen überstanden.
Aber als ich auf der Homepage des SO36 auf die Ankündigung des „Rock’n’Roll Wrestling Bash“ stieß wurde ich doch hellhörig. Eine Wrestling Show untermalt von einer Surfband, im Sinne eines „Wrestling Musicals“ – das klang nach großer Show! Und da es nicht schwer war weitere Mitstreiter zu finden, zog unser kleines Trio voll froher Erwartungen am 22.11. ins SO3. Dort verkürzte der DJ mit recht guter Musikwahl die Wartezeit, und man konnte schon einmal den tatsächlich direkt vor der (Musik-)Bühne aufgebauten Wrestlingring mehr oder weniger Fachmännisch begutachten. Das Esso selbst füllte sich nur langsam, und das auch nur zum Teil, doch was soll man an einem Termin unter der Woche auch anderes erwarten?
Und dann, während auf der Bühne bereits die „Los Twang Marvels“ großartigen lossurften, kam auch Leben in den Ring. „Ill Moderatori“ begrüßte im Elvis Glitzeranzug Outfit recht wortreich das anwesende Publikum, bevor er begann die ersten Wrestler anzukündigen. Den Start sollten „Boris der Butcher“ und „Fireball“ machen. Dass die Namen der Kämpfer nicht von ungefähr kamen, wurde von „Il Moderatori“ recht plastisch und drastisch dem werten Publikum verkündet. Spielte da nicht ein Benzingefülltes Auto das in eine Menschenmenge gelenkt wurde und die resultierenden Hunderte von Toten bei der Wahl des Namens von Fireball eine Rolle? Egal, die beiden Kämpfer, beide mit mexikanischen Wrestlingmasken auftretend waren beide darauf erpicht, auch im Ring ein Blutbad anzurichten. Da wurde heftigst gekämpft und geworfen, und die „Los Twang Marvels“ boten passend mal aufputschenderen, mal besänftigendem cooooolen Surf Sound. Und als Publikum konnte man begeistert mitfiebern und nach Herzenslust jubeln oder Buhen, je nachdem welcher Favorit da gerade im Ring den Arm am längeren Hebel hatte.
Und genau so sollte es weiter gehen. So mancher Fighter sang gar sein Erkennungslied. So intonierte „El Mariachi“ das von den Blasters bekannte „Dark night“ leicht abgewandelt als „it’s a hard fight“. Er war den Abend übrigens glaub direkt mal einer der „guten“ Wrestler, schließlich kämpft er mit vollem Herzen gegen das Unrecht. – Wobei er allerdings als allergrößtes Unrecht immer seine jeweiligen Gegner ansieht... (Und auch wenn er in der Ansage so gepriesen wurde mussten wir mal kurz selbst dabei buhen – ein erfolgreicher Herzensbrecher der schönsten Frauen sollte der nämlich auch sein – Buuuuuh!) Sein Gegner an diesem Abend war der Finstere „El Brujo“. Irr ich mich ganz, oder gab es bei dessen Auftritt etwas von den Dead Kennedys als Intro zu hören?
Wer sonst begeisterter Wrestling Fan ist, dürfte vielleicht gar weniger Freude an der Show gehabt haben, als mancher sporadisch Gucker. Natürlich bietet die GTWA Wrestling. Doch ganz solche Giganten wie bei der WWF stehen hier nicht im Ring. Doch dafür ist die Show besser! Die Ansagen sind noch markiger, die Kämpfer schillernder und das ganze perfekt untermalt mit Surfsound, der auf die aktionsreiche Handlung im Ring abgestimmt ist. Wenn ich das richtig verstanden habe, können die Surfbands bei den Auftritten zwar unterschiedliche sein, doch das Konzept steht immer. Und „Ill Moderatori“ alleine ist schon den Eintritt wert!
Wie sich das für eine richtige Wrestlingshow gehört, lief den Abend natürlich nicht immer alles nach den Regeln. Da bekam auch mal der Ringrichter ordentlich etwas ab, Kämpfe verlagerten sich aus dem Ring in den Bereich davor. Mal kam der „Manager“ nicht nur mit Aktenköfferchen mit in den Ring, sondern setzte dieses natürlich auch recht effektiv ein. Die Zahl der Kämpfer im Ring schwankte auch mal, wenn bestehende Fehden zwischen Kämpfern mit Hilfe befreundeter Wrestler endgültig „beigelegt“ werden sollten... Einfach ein Actionreicher Rock’n’Roll Zirkus voller Melodie! Und dass das ganze wirklich gefiel konnte man unschwer dem begeistert mitgehenden und lautstarken Publikum ansehen. Erstaunlich dabei, dass der Anteil der Frauen, die da begeistert am Ring die Kämpfer anfeuerten oder beschimpften recht hoch war. Während bei vielen Konzerten doch mehr Kerle als Frauen auftauchen, war das Verhältnis den Abend doch fast ausgeglichen. Lag das nur an der Surfband? Oder doch an den martialischen Kämpfen??
Als letzter Kampf dann das Ultimative Aufeinandertreffen von gut und Böse. „Colonell Killerfuck“ im finsteren Südstaatenoutfit (fliesst nicht gar Blut von Adolf in seinen Adern?) gegen den „Rockin Rabbi Rubinstein“, der als Intro fröhlichst Hava Nagila anstimmte. Da wurde gefoult wo es ging, der Rabbi verlor gleich zu Beginn seine imposante Nase (Nein, auf Teufel komm raus politisch korrekt gab man sich nicht!), man jagte sich auch mal um den Ring, und wer nun sonst noch und warum mit im Ring auftauchte doch war das überhaupt der letzte Kampf? Ich bin mir nicht mehr sicher, ein Höhepunkt war es auf jeden Fall!
Doch nachdem auch die letzten Gegner aufeinandergetroffen waren, sahen nicht nur die Wrestler selbst, sondern auch die Seile des Rings recht mitgenommen aus. Wer mochte durfte danach noch länger den noch lange nicht erschöpften „Los Twang Marvels“ und deren Surf Instrumentals lauschen und vielleicht gar noch das Tanzbein schwingen. Wir waren jedoch auch so schon zufrieden und zogen lieber mit breitem Grinsen nach Hause, um noch mit den heimlich gekauften Wrestling Masken vorm Spiegel zu üben....
Für dieses Jahr ist die GTWA Tour zwar gelaufen, doch auf ihrer Homepage erfahrt ihr nicht nur mehr über die einzelnen Protagonisten, sondern könnt euch auch per Video ein etwas genaueres Bild von der Show machen. http://www.rockandrollwrestlingbash.org
23.10.07 “PaPaOomMowMow“ live im Schokoladen am 12.10.2007
Irgendwie scheint es schon zur Gewohnheit zu werden, dass ich spontan beschliesse zu Surfrock Konzerten in den Schokoladen zu gehen. Freitag mittags erst hatte ich zufällig die Konzertankündigung gesehen, und da sich weder A noch S gross von meiner vagen Beschreibung „Ne Surfband mit irgend was mit Pow Pow im Namen“ schrecken ließen, liefen wir den Abend gar als Herrentrio (Das Alt! Davor will ich hier nicht gehört haben) im Schokoladen auf. Und natürlich wieder zu einer Berlintypischen Zeit, d.h. für den Schokoladen eigentlich etwas spät, und die Band stand bereits fröhlich musizierend auf der Bühne. Und auch das Publikum davor schaute nicht nur ebenso vergnügt, sondern wagte bereits erste Tanzschritte. Die Musik? Klassischen Surf hatte ich persönlich ja erwartet, stattdessen kam mir das ganze erst einmal sehr Hawaianisch vor. Doch dann sprang der vielgerühmte Funke auch ganz schnell auf uns über. Denn das was die drei Herren und die Dame da auf der Bühne ablieferten machte einfach Spass! Mal eher leicht exotisch vor sich hinträumend, dann flotterer Surf, Rock’n’Roll und auch mal mehr Mitt-Sechziger Sound. Kein Wunder, dass der sich gut füllende Schokoladen bald recht tanzfreudig zeigte. Musik die einfach eine fröhliche Stimmung verbreitete, bei der jeder mal ein Stück fand, zu dem ein bissle vor sich hinhoppeln konnte! An Covern fielen dabei vor allem Strychnine der SONICS, Shakin all over (mir ja von den Who am geläufigsten), Cadillac, und und und auf. Hier wurde aber nicht nur gut die Instrumente beherrscht, sondern auch heftigst gesungen. Mal in Spanisch, mal in deutsch. Wobei mir bei letzterem, vor allem bei „Wenn du willst dann geh“ doch der Gedanke „Das klingt aber ostig“ kam. Wobei ich damit aber vor allem Erinnerungen an den Film „Der Rote Kakadu“ verbinde, bei dem man ja eine ganze Reihe alter Ostdeutscher Sechzigerjahre Instrumental und Beatbands hören kann. Die Steel Guitar Einsätze waren nen bissle arg romantisch (erinnert sich jemand an Trio mit ihren „braungebrannte Burschen spülen auf selbstgebauten folkloristischen Instrumenten am Strand...“), aber insgesamt war das einfach nur grossartig, was da als bunte Surf + Beat + Rock’n’Roll Mischung von der Bühne kam! Schade nur, dass im Schokoladen doch zu einer eher frühen Zeit der Strom auf der Bühne abgestellt werden muss.
Lächeln auf Gesichter zaubern auf eine ganz andere Art konnte dann noch eine jüngere Dame die ihrer Freundin zum 24. Geburtstag „Alles Gute und dass auch in Zukunft deine Brüste noch so gut stehen“ durchs Mikro wünschen musste.... Selbige junge Dame sah ich das nächste Mal als ich von den sanitären Anlagen zurückkam, im Gespräch mit meinen zwei Begleitern verwickelt - wobei sie nochmals die körperlichen Vorzüge des Geburtstagkinds erörtertw.... Selbige sässe grade auf den Sitzecken vor dem Klo....(Jetzt fragt mich nicht warum ich eigentlich so lange weggewesen war und mit wem ich mich unterhalten hatte) Wir sind dann aber natürlich nicht etwa nochmals extra gucken gegangen sondern wollten eigentlich gleich noch ein Surfkonzert anschliessen lassen.
Doch als wir denn im BASSY Club eintrafen, wo uns der Mensch am Einlass den vollen Konzertobolus abknöpfte da die Band „maximal ne halbe Stunde“ am spielen wäre, war als wir die 10 Meter von Einlas bis Innenraum geschafft hatten von Band nichts mehr zu sehen. Dafür einzelne Personen, die ebenfalls zuvor im Schokoladen fröhlichst den PaPa Oom Mow Mows gelauscht hatten aber klugerweise gleich nach dem Konzertende vom Schokoladen in den Bassy gewechselt waren.
Es war für mich der erste Besuch im „neuen“ Bassy. Und ich muss sagen, nun am dritten Ort hat dieser Sixties Club doch die schönste Lokalität gefunden. Und auch wenn der DJ den Abend für meinen Geschmack zu oft zu psychedelisch und zu selten scheppernden alten Rockabilly auflegte ward noch lang das Tanzbein geschwungen, fröhlich schwadroniert und Unsinn erzählt. Und wie sollte es anders sein? Geendet hat der abend für mich beim heimkommen mit der klassischen Selbstüberschätzung. Da musste natürlich noch ein Getränk geöffnet werden und kurz durch alle Kanäle gezappt werden, um innerhalb weniger Minuten auf dem Sofa einzuschlafen, was den Rücken so gar nicht freute.... Aber bis zum nächsten Konzert der PaPaOomMowMow’s ist der wieder fit und ich wieder dabei!
21.9.07 The LOMBEGO SURFERS Live im Schokoladen Mitte am 15.9.07
Das die Schweizer LOMBEGO SURFERS im Schokoladen spielen sollten fiel mir erst recht kurzfristig auf. Von daher fruchteten meine Versuche noch ein paar Leute zum mitkommen zu bewegen leider auch garnicht, da „Fernsehen zu zweit doch viel schöner“ war oder Ausreden wie Sport vorgeschoben wurden. Nun, mich konnte nichts abhalten. Es war zwar schon ca. 7 Jahre her, dass ich die Band gesehen hatte, aber unvergänglich hat sich mir dabei ein Bild eingebrannt: Wie der Bassist cool mit einem Bein auf der Monitorbox stehend, die Kippe im Mundwinkel, mich aus irgend einem Grund an Keith Ricards (den ich nun allerdings noch nicht live erlebt habe) erinnerte, wie er da lässig arrogant sein Instrument misshandelte, ... Grosse Show und cooolen Sound – das schien das richtige auch für diesen Abend.
Als ich im Schokoladen eintraf, erklang gerade die letzte Note, der auf den Ankündigungen nicht genannten Vorband, die somit auch von mir verschwiegen werden muss.
Der Laden erst halb voll, und das nur mit unbekannten Gesichtern. Schön, dass die LOMBEGO SURFERS, die mittlerweile auch schon 18 Jahre existieren, bald den Platz auf der Bühne übernahmen. Angekündigt waren sie als Surfrock. Doch sollte man nicht den Fehler machen dabei an netten Vocalsurf à la BEACH BOYS zu denken. Gesang spielt zwar auch hier eine wichtige Rolle, aber.... Die LOMBEGO SURFERS mixen Instrumental Surf mit ziemlich coolem harten Rock im Gewand der frühen amerikanischen 77er Punkbands. Stellt euch einen Mix aus guten HEARTBREAKERS (Live!) Stücken, Link Wray bei seinen fiesesten Momenten und Dick Dale Klassikern vor. Mal klassischer rotziger Punkrock, meist cooool, und dann auch wieder fröhlicher Sommersound bevor es zum gnadenlosen „Westernsound“ (passend für einen Italowestern bei dem die Anzahl der Überlebenden gering, und auch „der Gute“ eigentlich böse ist) übergeht. Während der aus Boston stammende Sänger wirklich Energie beim heftigst nöligen Gesang durchs Mikro jagt, ist Pascal am Bass einfach ein hervorragender Poser. Da macht die Rock Live Show auch Spass, wenn statt dem oft leider verbreiteten rumgestehe einfach eine cool lässige Bühnenshow, gern mal mit vollem Körpereinsatz und Kniefall beim spielen, zelebriert wird. Und wenn man dann zum Schlagzeug schaut wird bei dem fröhlichen Gesichtsausdruck des Drummers klar, dass auch die Band einfach Spass an dem Set hat! Der Saal hatte sich auch immer mehr gefüllt, und die Funken waren recht schnell auf das Publikum übergesprungen. Einfach COOOLER Sound! Und die Band liess einem oft kaum Zeit zum Atem holen zwischen den Stücken, da eines das andere jagte und oft nahtlos weitergerockt wurde. Auch wenn die Anzahl der Tanzenden überschaubar blieb, so mancher übte sich doch im fröhlichen mitwippen und mitrocken. Da durften dann auch so einige Zugaben nicht fehlen, und einzig weil der Schokoladen doch recht früh die Livemusik abdrehen muss, war schon viel zu früh Schluss.
Doch glaubt es mir oder nicht: Den Abend habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Band nach Autogrammen gefragt. Vorher habe ich das ja immer als unnötiges Schranken errichten - dort der Rockstar, hier das Publikum - und somit 0% Punkrock empfunden. Aber hey, da mir das nun doch langsam egal wird und ich lieber eine Erinnerung an grossartige Konzerte haben will habe ich nun tatsächlich glücklich ein signiertes Poster daheim hängen.... Und so sehr die Jungs auch böse Rocken, beim Plausch danach entpuppten sie sich alle als freundliche Herren. Klar, ich weiß, ich wiederhole mich in meinen Konzertreviews, aber auch hier muss ich sagen: Wenn ihr einen wirklich gelungenen Konzertabend haben wollt, gleichermaßen auf Surf und midtempo Punkrock voll fieser Attitüde steht dann lasst euch diese Trio auf ihrer in Berlin gestarteten kleinen Tour – und natürlich auch in Zukunft nicht – nicht entgehen!
Fahrradfahrer die es unter den widrigsten Umständen ihr Ziel erreichen. Menschen die sich in halsbrecherischen Tempo begeistert mit ihrem Fahrrad einen Weg bahnen – Ich muss ihnen meinen Respekt erweisen.
Ich selbst war ja Zeitlebens ein Fahrradmuffel. Doch seit 2 Jahren (nach ca. 24 Jahren fast völliger Abstinenz!) trete ich nun auch wieder in die Pedale. Und mittlerweile falle ich auch nicht mehr vor Schreck vom Rad, wenn ich auf dem Fahrradweg überholt werde oder wenn mir jemand überraschend entgegenkommt. Selbst engste Kurven fahren ist fast schon Routine, Schotterwege und Sandstrecken werden zwar nicht immer mit einem Lächeln, aber doch ohne (grössere) Verluste an Mensch und Material- mein treues Drahtross hört übrigens auf den Namen Rosinante – genommen. Doch, Fahrradfahren hat einen Teil seines Schreckens für mich verloren. Doch vor Ideen wie angetrunken Fahrrad zu fahren hielt mich der Überlebenswille immer ab, denn „When the going gets tough – how tough soll denn dann erst Fahrradfahren sein?“ Meine Idee war es somit sicher nicht, dass unsereins zu einem Konzert hinradelte.
Der Rückweg dann – gruselig. Rosinante hatte mir das viele rumstehen lassen zwischen all den fremden Fahrrädern und Menschen übel genommen und warf nach ein paar hundert Metern die Kette ab und sich und mich gleich hinterher. War dieses Problem auch schnell gelöst, so muss ich doch sagen – ganz wohl war mir nicht mehr. Die gute Rosinante wollte auch sonst nicht mehr so recht gehorchen und eierte recht raumgreifend von links nach rechts und zurück. Da musste ja noch etwas kommen! Und tatsächlich nahte bald das Unheil in Form eines Briefkastens, der sich vorwitzig in meine ständig überkorrigierte Fahrtrichtung warf. Trotz Bremsen und Ausweichversuchen sprang er mir in den Lenker, und Rosinante ging wiederum mit mir zu Boden. Viel Schaden ist zwar nicht entstanden (Och, die Hand blutet immer….), aber ein bissle skeptisch beäugen wir zwei uns seit dem Abend nun doch wieder, ein Teil des mühsam bei Hintern strapazierenden Fahrradtouren aufgebauten Vertrauens ist wohl wieder weg…. „Drinking and Driving“ ist somit wirklich nichts für mich. Das überlass ich anderen mit ausgeprägterem Gleichgewichtssinn und verlasse mich lieber in Zukunft an Konzertabenden wieder auf die Bahn…. Ach, und fast hätte ich es ja unterschlagen: Tränen gabs bei dem zweiten Sturz ja auch – Bei meiner zart besaiteten Begleitung trieb der Anblick des furchtbaren Unglücks glatt Tränen in die Augen! Leider nicht aus Mitleid für Rosinante oder mich…. Sondern weil das beim herzhaft Lachen öfters mal passiert…. Danke…..
1.9.2007 T.V. SMITH & The BORED TEENAGERS play TheADVERTS
1.9.2007 T.V. SMITH & The BORED TEENAGERS play TheADVERTS im TOMMY HAUS.
Irgendwie hatte ich da im Vorfeld glaub ne falsche Info verbreitet. Ich dachte ja immer Herr SMITH würde mit einer Begleitband namens „Teenage Adverts“ alte Hits live darbringen, aber weit gefehlt.... Oder auch nicht - denn Namen sind da wohl eher Schall und Rauch. Denn Fakt ist: Als ich hörte, dass Herr Smith unterstützt von einer Band das erste ADVERTS Album live spielen wollte war klar dass ich hin musste. Erstmals gesehen hatte ich TV SMITH Anno 1992 in Stuttgart, ich glaub es war in der „Feuerwache“. Damals: Er ein netter Mann mit lockigem Haar, der nur mit Gitarre bewaffnet grossartige neue Songs, und alte ADVERTS Klassiker einfach mitreissend spielte. Ich: Verzaubert und – geben wir es zu, als ich ihn dann darauf für mein PINHED interviewte - auch ein wenig verschüchtert. Denn die ADVERTS fand ich gross – und obwohl er seinerzeit einfach nur nett war, fing das Interview für mich deshalb als einziges Interview mit vor Nervosität schwitzigen Handflächen an....
Mittlerweile hatte ich ihn zwar wieder live gesehen, seitdem aber nicht mehr gesprochen.... Samstag Abend dann: Wie in guten alten Zeiten waren wir zu früh am Ort des Geschehens, dem TOMMY-WEISSBECKER Haus. Erst einmal herumgeschaut, und da stand Herr Smith tatsächlich gerade vor dem Eingang und plauderte mit ein paar jüngeren Punks. Da ich Tags zuvor beim Fotos sortieren auch auf eine Aufnahme des Konzerts von 1992 gestossen war, hatte ich den Abzug mitgenommen und konnte ihn nun recht unzeremoniell überreichen. Und nachdem ich dann erzählte dass ich ihn doch mal interviewt hatte, wusste TV dann gar wieder etwas mit dem PINHEAD anzufangen und meinte dass er das Heft noch immer zu Hause hätte! So etwas förderte denn auch mein Ego, und die Vorfreude auf den Konzertbeginn stieg gar noch an. Das bissle Wartezeit verging darauf recht flott, da auch die netten Jungs, mit denen wir verabredet waren bald eintrudelten. Und da zudem das überraschende Gespräch mit J, den ich bald 2 Jahre nicht gesehen hatte einen kleinen Geröllhaufen von diversen inneren Organen meinerseits ins Trudeln brachte, war ich endgültig für einen grossartigen Konzertabend gewappnet.
Doch der Wille zum Feiern wurde dann doch erst einmal ein wenig auf die Probe gestellt. Musikalisch eröffnet wurde der Abend dann doch nicht wie auf den Flyern zu lesen war von FUNERAL MARCH aus Dortmund,sondern einer mir namentlich nicht bekannten Band, die recht wechselhaften Punk darboten. Zumindest für mich klang der gequetschte Gesang meist eher gewöhnungsbedürftig – und dann passte er wieder perfekt, wie bei dem HANSAPLAST Cover... Sogesehen eher ein Auf und Ab der Gefühle, das selbige aber nicht gar zu lange auf die Probe stellte.
Joh, und dann war es endlich soweit. Der Saal war gut gefüllt, die BORED TEENAGERS – drei jüngere Spanier, wobei Teenagers doch gelogen ist – und Herr TV SMITH vereint auf der Bühne. Und sowohl auf als auch vor der Bühne war eindeutig der Wille da, das beste zu geben! Los gings, und ein alter ADVERTS Kracher jagte den anderen! Melodisch kraftvoller 77er Punkrock, perfekt in Szene gesetzt. TV SMITH einfach grandios als Frontmann, die Band perfekt im Timing! Und immer wieder spielte TV mit dem Publikum, lies die tanzhungrige Menge auch mal Minutenlang auf den nächsten Ton warten, bis sich endlich die Anspannung beim Einsetzen des Liedes in fröhlichem Pogo entladen konnte. Selbst ich dürfte den Abend so viel herumgehüpft sein wie lange nicht. Jedes Stück des ersten ADVERTS Albums, sei es „One chord wonders“, Safety in numbers“„On the roof“, oder, oder, oder wurde perfekt umgesetzt, und begeistert aufgenommen. Und da das erste Album doch kein abendfüllendes Set ergab, wurden auch die ganzen frühen Singles B-Seiten gespielt. Einzig bei Ein, Zwei dieser Songs schwächelte TV dabei, das war dann wohl doch eher Material, das er selbst seit Jahren nicht mehr gespielt hatte. Doch weiterhin blieb der Standard hoch, die Menge sang fröhlich mit und insgesamt musste die Band glaub gar für drei Zugaben auf die Bühne. Und da somit mehr Material nötig war, gab es noch einzelne spätere TV SMITH Songs, diesmal aber noch druckvoller präsentiert, das „LORDS Prayer“ der Lords Of The New Church wurde noch gecovert. Wirklich herausgefallen aus dem grandiosen „Das sind doch echte ADVERTS Stücke“ Gefühl sind einzig das oben genannte Cover und „Good Times are back“ – ein neues TV SMITH Stück, dass mich aber doch eher an COCK SPARRER erinnerte. Was nun sicher keine schlechte Referenz ist, aber doch nicht so ganz ins 77er Punkrock Gefüge passte. Doch sonst: Einfach gelungen. Eines der besten + druckvollsten Konzerte einer 77er Band das ich gesehen habe! Falls TV und die BORED TEENAGERS also auch in eurer Nähe spielen heisst es natürlich: Nichts wie hin.
Und so endete der abend nassgeschwitzt mit fröhlichem Geplauder mit den Jungs in der Linie 1. (Und das Nachspiel wird an anderer Stelle noch nachgetragen)
Besten Dank an TV SMITH und die BORED TEENAGERS für die perfekte Show!
Einen weiteren Bericht von dem Konzert findet ihr übrigens bei:
20.7.07 Das „All you need is love“ Festival im SO36 am 14.7.07
Das „All you need is love“ Festival: Ein abend an dem im SO36 die Bands der dort Arbeitenden auftreten sollten. Das klingt nicht nur interessant, sondern auch die Playliste liess sich durchaus sehen lassen. Und um ganz genau zu sein, waren es eigentlich zwei abende. Nur beschränkten wir uns doch auf den Samstag. Und da Freund H., der zuvor zum schwadronieren vorbeigekommen war, seiner Freundin versprochen hatte sie um Neune dort zu treffen, trafen wir tatsächlich pünktlich genug ein. Nun, eigentlich sogar zu pünktlich: Das Esso war um die Zeit noch kaum besucht, und vor der Bühne trieben sich im wesentlichen nur Mitglieder der auftretenden Bands herum. Und sonst konnte man mal wieder bestaunen, wie angenehm die Luft doch sein kann. Sonst ist es bei gut besuchten Konzertabenden doch eher etwas stickiger... Na, trotz magerem Publikum betrat dann aber doch bald (eher etwas später) die erste Band die geliebten Bretter. Ein Trio voller, ahem Brüder „Slash“??? So konnte man die letzten Worte interpretieren. Doch halt, von Anfang an. 3 Herren waren es und der Bandname blieb zumindest mir verborgen. Spannend. Jeder einzelne der klassisch spartanischen Besetzung Drums, Bass, Gitarre hatte ein Mikro und machte ausgiebig Gebrauch davon. Los gings mit nem Punkrock Cover eines Popliedes. Und beim nächsten Song erinnerte mich das ganze dann schon eher an die Scumpunker von Jeff Claytons ANTISEEN. Wobei dabei das Aussehen des Gitarristen mit Cowboyhut und Truckerstatur aber sicher auch ein bissle die Fantasie anregte. Und Waschbretter wurden weder auf eigenen noch fremden Schädeln zertrümmert, sondern stattdessen Punkrock der unterschiedlichsten Schattierungen geboten. Mal sehr Bikerrockig, mal geradeaus flott locker, dann auch mal tiefst im deutschsprachigen Wavepunk der Achtziger verwurzelt, und... Das wars wohl auch, warum die Gruppe zwar durchaus „ganz gut“ bei den Massen von ca. 30 Menschen vor der Bühne (D.h. bis auf Verkäufer und Thekenmannschaft befand sich so ziemlich jeder Anwesende davor) ankam, aber nicht wirklich die Funken übersprangen. Nen bissle zu zerrissen das Set. Ich fragte mich immer wieder, ob ich die Lieder nun eigentlich erkennen müsste, ob das eigenes oder gecovertes war. Okay zum warm werden auf jeden Fall, aber sonst dürfte das ruhig etwas kompakter werden.
Danach dann: SEDLMEIR. Darf ich hier eigentlich Werbung für ihn machen, oder nimmt mich dabei eh keiner ernst, weil ihr glaubt ich will nur die Platte verkaufen? Nee, Hennings Live Auftreten wars ja was mich dazu brachte ihn zu fragen ob er nicht Lust hat eine 7“ aufzunehmen. Denn der Mann ist einfach ein prima Entertainer! Da strahlte dieser einzelne Mann nicht nur mehr Bühnenpräsenz aus als die ganze Band davor, sondern machte es auch den folgenden nicht leichter. Ein Mann Rock’n’roll’Electro’Fun’n’Hard’Rock! Die Drums kommen vom Computer, und Henning schrubbt dazu mal auf der Gitarre Heavyrocker wie „Elvis Power“ oder (Ich will ein)„Schmutziges Leben“(führen), dann wieder singt er schmachtendst auf dem Bühnenrand liegend „Ich hab dich lieb“ und der Rest des Sets pendelte wild zwischen diesen Extremen hin und her. Alles mit so viel Spielfreude und Selbstironie zelebriert, dass die gute Laune sich auch in permanentem Schmunzeln auch beim Publikum niederschlug. Gar erste Tanzende gab es an dem abend – trotzdem der Konzertraum auch zu dieser Zeit noch recht dünn besiedelt war. Doch, es war wieder Top! Diesmal war das Set etwas knapp bemessen, da die Zeit für alle Bands herhalten musste, aber so ging es ja bei allen Gruppen des abends.
Nummer drei in der Setliste dann DAISY CHAIN. Die Sängerin war bereits vorher schon kräftig bei den Bands am abfeiern gewesen, und nun also selbst an der Reihe. Zum Glück hatte es mittlerweile wegen fortgerückterer Stunde doch wenigstens ein paar mehr Leute ins Esso getrieben, und der Saal füllte sich wenigstens so halbwegs. Soliden Punkrock gabs! Vom Stil her irgendwo Richtung UK SUBS bis Achtziger Englandpunk einzuordnen. Das ganze mit einer guten Sängerin und einer recht spielfreudigen Band. Im Nachhinein war der Widererkennungswert nicht gar so hoch, aber gefallen hatte das schon!
Ich hätte gedacht sie wären Headliner, aber stattdessen die Nummer vier, und somit vorletze Band dann die BOTTROPS! Die Nachfolgeband der TERRORGRUPPE! Bzw. TERRORGRUPPE mit neuem Sänger. – Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich die in den letzten 10 Jahren glaub gar nicht mehr verfolgt habe, aber ihre Anfangsjahre fand ich seinerzeit ganz gross. Und nun? Live fand ich es – vernichtend gesagt – nett! Mir ging der Begriff „Tote Hosen Punk“ durch den Kopf, da es halt im wesentlich nach harmlosen melodischen PunkRock klang. Texte verstehen ist bei einem Konzert ja immer so ne Sache – viel hängen bleibt meist nicht. Ein Bekannter hatte es aber dann doch wesentlich treffender als Punk im „ALL“ Gewand beschrieben. Wirklich beeindruckt war ich irgendwie nicht, aber dem mittlerweile doch zahlreichen Publikum gefiel es. Und da ich es nicht auf mir sitzen lassen wollte als einziger nicht zu kapieren warum man die Band so mögen sollte, habe ich vorsichtshalber doch mal die The BOTTROPS: „Reduziert“ 7“ EP mit nach Hause genommen. Und auf dem heimischen Plattenteller klingt das ganze für meine Ohren nicht mehr gar zu glatt und die Texte sind ähnlich witzig bissig wie zuvor bei TERRORGRUPPE. Lob übrigens an den sehr guten neuen (und im Vergleich zur restlichen Band recht jungen) Sänger. Live weiss ich nicht ob ich sie wieder sehen muss, die Single kann ich aber durchaus empfehlen!
Zum Abschluss des abends dann CUT MY SKIN. Ein Punk Gewitter, wie es besser nicht zu der zutätowierten heftigst rumschreienden Sängerin passen könnte. Übrigens auch die einzige Punkband des abends die ich in der Form zuvor schon mal hab spielen sehen. Sehr brachial, flotter Punk der nicht lieb und nett vor sich hinmelodiert, sondern geradeaus den Frust rausbrüllt! Also die Sorte, die mich eher live als von Konserve begeistern kann.
Nur muss ich nun natürlich erwähnen, dass das ganze ein Benefiz abend für das SO36 gewesen war. Und da man mit 3 Euro Eintritt ja nun nicht gerade viel zur Unterstützung getan hatte, hatten wir zudem fleissig Bier gekauft. Für die gute Sache natürlich.... Soll heissen bereits beim Set von CUT MY SKIN wurde die Müdigkeit gros und Mensch schwankte zufrieden von dannen. Wie es somit an dem abend im SO36 weiterging muss euch folglich ein anderer erzählen. ....
Vielleicht ist es ja einfach ein Zeichen dafür, dass mit den Jahren die Abenteuerlust abnimmt.Beim letzten Besuch bei Vattern bot er mir auch einen Selbstgebrannten Schnaps den er von einem Bekanneten bekommen hatte an.
Das gute Wässerchen steckte in einer Plastik Sprudelflasche, und war ein Eigenimport aus Indien, Vatterns Heimatland. Hätte so ein Angebot vor Jahren wirklich dazu geführt, dass das Glas gleich gut gefüllt worden wäre? Ich bin mir nicht wirklich sicher. In dem Moment kamen mir auf jeden Fall sofort Zeitungsberichte in den Sinn, in denen von dahingeschiedenen indischen Hochzeitsgesellschaften und erblindeten Massen nach dem Genuss selbstgepanschter "Spezialitäten" berichtet wurde!
Würden mich auch kleine Mengen erblinden lassen? Wo lag die toxische Dosis? Meine Gedanken rasten und die Handflächen wurden etwas feuchter.
Dementsprechend war die Menge die ich mir von der klaren Flüssigkeit eingoss gerade ausreichend um den Boden des Glässchens zu befeuchten... Doch, geschmeckt hat es. Zitrusfrüchte waren sicher dabei, ...
Und sehen kann ich auch noch!
Aber die Zeiten in denen das Motto "Hauptache es knallt" regierte sind wohl endgültig vobei. Und hätte ich überhaupt probiert wenn nicht in Form meines Bruders eh auch ein Arzt anwesend gewesen wäre? Ich weis es nicht genau. ... Werde wohl doch ein Schisser....
29.6.07: 35 Jahre Epplehaus Tübingen am 22/23.6.07
Bereits 35 Jahre gibt es das Epplehaus, Tübingens Jugendhaus nun bereits schon. Erstmals kennen gelernt hatte ich es wohl ca. 1990, als meine damalige Freundin die in Tübingen wohnte mich erstmals dorthin führte, und ich in den dunklen Kellern dort erstmals an ihrem Korea (Cola-Rotwein Gemisch – eigentlich schrecklich) nippte.... In den Folgejahren hiess es ab und an mal zu Konzerten von Stuttgart aus dorthin trampen (u.a. TOXOPLASMA durfte ich dort mal sehen). Und während meiner Tübingen Zeit (1996-2001) waren Besuche bei allen grösseren Punkkonzerten, aber auch den Mittwochs Konzerten, bei denen meist lokales aus dem Untergrund zum Tanze aufspielt natürlich Pflichttermine.
Als ich denn am 23. mal wieder nach Tübingen fuhr war es klar, dass ich den Abend natürlich bei diesen fröhlichen Feierlichkeiten zugegen sein musste! Schliesslich sollte ja auch Tübingens Punk-Urgestein K.G.B. die Instrumente schwingen!
Beim Eintreffen durfte ich dann feststellen, dass sich noch immer nichts verändert hat. Das Tübinger Konzertpublikum eint alt und Jung, von normal über Batikhemd (eher ältere Semester) bis Streetpunk, und so konnte ich doch einige alte Bekannte begrüssen.
Den musikalischen Auftakt machten dann THANHEISER. Eine jüngere Deutschpunkband die schon eine Weile bei NIX GUT ihre Alben veröffentlicht. Erstmals überhaupt den Namen wahrgenommen hatte ich aber zugegebener Massen den Abend beim Hinweg zum Epllehaus, da auch einzelne junge Punker gewandet in Shirts mit dem Schriftzug der Band auf dem Rücken in die gleiche Richtung pilgerten... Labeltypischer Deutschpunk würde ich mal sagen. Am Anfang für meinen Geschmack etwas Metallastig, später öfters mal mit Ska Sprengseln. Zwischen laut, gut und heftig und „Neuerer Deutschpunk halt“. Doch das Tanzbein zuckte selbst bei mir des öfteren mal leicht (was nicht bedeutet, dass es gegen die mich an dem abend fest umschlungene Trägheit eine Chance gehabt hatte.) Doch vor allem den Jungs in den Bandshirts gefiel es, und ich glaub auch nach den sonstigen Publikumsreaktionen ist die Band im Epplehaus auch in Zukunft immer wieder gern gesehen.
Danach dann Tübingens Urgestein: K.G.B. Keine Ahnung wie lange es die Band wirklich schon gibt, Hannes, der Sänger, sagte aber dass die Band vor 25 Jahren ihr erstes Konzert im EPPLEHAUS gab. K.G.B. – eine der alten Deutschpunk Bands, die es irgendwie schaffen seit Ewigkeiten im Dunkelfeld zwischen Bekannt und Unbekannt vor sich hinzurocken. Sänger Hannes, der mit seinem weissen Schopf nicht von ungefähr wie Deutschlands CHARLIE HARPER – oder doch eher IGGY POP wenn man die körperliche Fitness betrachtet – wirkt, bzw. ist, ist auch die einzige wirkliche Konstante der Band. Und K.G.B. ist wohl auch die einzige „Deutschpunkband“ die je ein Album mit im wesentlichen nur amerikanischen Mitgliedern einspielte. Denn das 1997 erschiene Korrupt Gierig Bestechlich Album nahm Hannes ja mit Mitgliedern von SLOPPY SECONDS, TOXIC REASONS und ZERO BOYS in den fernen Staaten auf.... Das fortgeschrittenes Alter nichts mit müder Bühnenpräsenz zu konnte Hannes dann aber doch wieder einmal beweisen. Trotz Fieber wieder mal ein K.G.B. Konzert in gewohnter Qualität. Punkrock zwischen 77er und verhaltenem Achtziger Jahre Geboller,meist im midtempo Bereich, mit deutschen Texten. So mancher im Publikum konnte bei Songs wie „Mein Herz knurrt los“, „letzte Bestellung“, „Nichts zu trinken“, „Party-Sahne“... mitsingen, Alte und Junge K.G.B. Fans füllten fröhlich hüpfend die Tanzfläche,.... Die Ansage von Hannes, dass sie nicht nur „kontinuierlich sondern mittlerweile auch gebrechlich“ seien wirkte nicht wirklich überzeugend, da die Band trotz seiner 38 Fieber überzeugte und sich nicht vor 2 Zugabeblöcken scheute. Tja, nur ich nahm mir die Aussage wegen massiver Müdigkeit so zu Herzen, dass ich gleich nach Konzert Ende durch die malerische Tübinger Altstadt hin zum Bettchen wanderte....
29.6.07: Tübingen die 2.
Als ich bei der Abreise wenige Tage später gen Bahnhof schlappte wurde ich zu meiner Verwunderung von einer etwa 35jährigen Frau angesprochen, die mir extra zur Fragestellung in den Tunnel hinterherradelte. Woher ich denn meine Docs hätte wollte sie wissen. Das sprach nicht nur für die guten Augen sondern auch das Fachverständnis der Dame, da ich Halbschuhe ohne gelbe Naht trug. Mein Hinweis, dass sie sicher im 40 km entfernten Stuttgart fündig werden könnte machte sie nicht glücklich sondern liess sie eher desillusioniert von dannen radeln. .... Während Konzertbegeisterte im Süddeutschen Raum gerne mal reisen, gibt der normale Einwohner dieses malerischen 70.000 Seelen Städtchens in gut schwäbischer Tradition anscheinend beim Schuhe Kauf nicht gern auch noch Geld für die Anfahrt zum Einkauf aus?
9.6.07 Kein Konzert, aber da die Blogspot Funktion ständig abstürzt halt hier:
Polemik zum Drumherum des G8
Eigentlich etwas spät, aber mir geht es immer und immer wieder im Kopf herum:
„Gummigeschosse“ bzw. „GSG9 gegen Demonstranten einsetzen“
- so brillant waren die Vorschläge diverser Politiker u.a. von der CDU (Das u.a. steht hier, damit sich, falls auch Inhaber anderer Parteibücher die selben Forderungen stellten diese nicht ausgeschlossen fühlen müssen) die nach dem ereignisreichen Samstag zum Auftakt des G8 Treffens aufkamen. GSG9 – eine Antiterroreinheit, die durch Geiselbefreiung in Mogadischu zu ihrem Ruhm kam. Das muss man sich erst einmal geniesserisch auf der Zunge rollen lassen. Wäre es nicht einfach wunderbar passend, diese Einheit – deren Hauptziel sicher die Ausschaltung bewaffneter Terroristen ist – bei jedweder grösseren genehmigten Demonstration zur Sicherung des Staatsfriedens heranzurufen? Scharfschützen gegen Steinwürfe – hoch lebe die wehrhafte Demokratie??
Mittlerweile hat das ganze sogar eine besonders pikante Note erhalten. Da gibt es in solchen „Untergrundpublikationen“ wie „Spiegel online“ auch mal Berichte, dass der Verdacht besteht, dass es sich bei einigen „Krawallmachern“ um Polizisten in Zivil handelte... Ach, wäre die GSG9 doch schon bei diesem G8 Gipfel dabei gewesen. Was hätte es für schöne Szenen geben können – Elitetruppen der Terrorbekämpfung gegen sicher auch nicht nur aus der 2. Liga stammenden Polizisten.... Aber das kann doch sicher noch kommen, oder? Dementsprechend relativieren sich natürlich die Aussagen der Polizeigewerkschaft, die sich gleich GEGEN den Einsatz von Gummigeschossen – und (wenn ich nicht irre und hier schon etwas zusammenwerfe was ursprünglich nicht in einem Atemzug genannt wurde) auch den der GSG9 aussprach. Klangen diese Aussagen für mich erst einmal eher einfach vernünftig, könnte es nach dem Verdacht, dass auch Polizisten bei der Entstehung gewalttätiger Ausbrüche nicht unbeteiligt waren natürlich auch reiner Selbstschutz gewesen sein. Wer möchte schon die zuvor entsandten Kollegen im eigenen Gummikugelhagel darniedersinken sehen? Oder mit Elitetruppen bekämpfen...??
Am selben Samstag an den ein Aufschrei wegen der Gewalttätigkeit einer genehmigten Demonstration in Heiligendamm die prinzipiell sicher kaum die Demokratie anprangerte, schafften es Anhänger der NPD ihre spontane Demonstration durch das Brandenburger Tor zu führen. Die öffentliche Entrüstung wegen der Anti-G8 Demonstrationen hielt in den folgenden Tagen länger an. ... Den Hinweis auf alte Traditionen spar ich mir den die Symbolik beeinhaltete (hier somit doch nicht) .... Ist es nicht schön im demokratischen Deutschland???